Ein Garten für Leuchtkäfer
Leuchtkäfer leiden unter der zunehmenden Lichtverschmutzung. Ein Garten für Leuchtkäfer einzurichten, ist deshalb mehr als verdienstvoll, sind sie doch Indikatoren für eine hohe Biodiversität. Und als Schneckenvertilger willkommene Nützlinge.
Welch ein Zauber, in einer stillen Nacht unverhofft einen oder gar mehrere Lichtpunkte zu entdecken: Leuchtkäferchen! Kein Wunder, wurden Glühwürmchen als «Hoffnungsschimmer» oder gar «Seelen der Verstorbenen» bezeichnet. Doch Hand aufs Herz: Wann haben Sie zum letzten Mal ein Glühwürmchen gesichtet? Um die interessanten Insekten vermehrt zu entdecken, lässt sich zum Glück einiges tun und ein Garten für Leuchtkäfer einrichten.
Grosse Vielfalt
Um Würmchen handelt es sich übrigens nicht, vielmehr sind es Käfer, die sich aus einer wurmähnlichen Larve entwickeln. 2000 Arten gibt es weltweit, in der Schweiz kommen lediglich vier Arten vor: neben dem Grossen das Kleine Glühwürmchen (Lamprohiza splendidula), bei dem beide Geschlechter leuchten, das Italienische Glühwürmchen (Luciola italica), bei dem Männchen und Weibchen «blinken» sowie die Kurzflügel-Leuchtkäfer (Phosphaenus hemipterus), bei denen nur die Larven leuchten.
In den Schatten gestellt
Noch erhellen sie zwar da und dort die Nächte, doch die Bestände schwinden zusehends. Das ist umso tragischer, denn wo Glühwürmchen sind, fühlen sich oft auch seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten wohl. Ein wesentlicher Grund für ihren Rückgang ist das grelle Licht unserer 24-Stunden-Gesellschaft. Während die Männchen des Grossen Glühwürmchens durch die Nacht irren, sterben die in der Lichtflut vergeblich leuchtenden Weibchen wenig später unverrichteter Dinge. Natürlicherweise würde das Weibchen am Boden, im Gras oder unter Steinen wenige Tage nach der Paarung 60 bis 80 Eier ablegen. Männchen wie Weibchen sterben danach ziemlich schnell – haben sie jedoch die Paarungszeit verpasst, so bleiben sie ohne Nachkommen und die Populationen schwinden.
Langsame Entwicklung
Damit die heute oft isoliert lebenden Kolonien andere Artgenossen überhaupt finden können, brauchen sie geschützte Verbindungswege: bewachsene Bachufer, unberührte Hecken, verwilderte Strassengräben. Wichtig sind auch naturnahe Gärten als Inseln und Korridore – die Fläche von Gärten ist gesamtschweizerisch nicht zu unterschätzen. Ein Garten für Leuchtkäfer sollte zudem unbedingt ohne Pestizide auskommen. Wo mit viel Eifer gestutzt und gemäht, gesprüht und gedüngt und bald jeder Winkel mit grellem Licht erfüllt ist, wird das Überleben für die Larven kein einfaches Unterfangen. Glühwürmchen durchlaufen eine lange Metamorphose. Bereits die Larven reagieren sensibel auf nächtliche Lichtquellen, die sie oft zu Unzeiten aktiv werden lassen. Sie leuchten bereits ein wenig, wie auch die Eier – eine Warnung an Frassfeinde, dass es sich hier um einen giftigen Zeitgenossen handelt.
Nützliche Gartenhelfer
Je nach Nahrungsangebot brauchen die Larven kürzer oder länger für ihre Entwicklung zum adulten Tier. Dabei fressen sie massenhaft Schnecken und profilieren sich als nützliche Gartenhelfer. Über das Maulwerkzeug wird der Schnecke Gift injiziert, sodass das Opfer – obwohl dreimal grösser – wehrlos in ein Versteck geschleppt und verspeist werden kann. Ganze 2 bis 3 Jahre verbringen die Larven nur mit Fressen und Wachsen, bis sie sich schliesslich verpuppen. Dann geht alles ganz schnell: Wenn nach 10 Tagen das adulte Männchen oder Weibchen schlüpft, lebt es nur noch von Luft und Liebe bzw. Licht – alles, was zählt, sind Paarung und Vermehrung.
Text: Eva Rosenfelder Foto: Andreas Brodbeck
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