Vögel im Hausgarten
Eine reiche Palette an Insekten und Larven kann sich nur in einem blühenden Naturgarten entwickeln: Ist der Tisch gedeckt, kommen auch die gefiederten Freunde. Vögel bereichern den Hausgarten nicht nur mit ihrem Gesang, sondern sind wichtige Nützlinge.
Ein Vogelparadies, in dem auch seltene und gefährdete Vogelarten eine Heimat finden, ist der Traum vieler Gartenfreunde. Doch wie soll ein Feldlerchenpaar, das seine Jungen in einem Nest am Boden aufzieht und rund 1 ha offenes Acker- und Grünland braucht, im Siedlungsraum geeigneten Ersatz finden? Trotzdem: Es gibt einiges, was man für die Vögel im eigenen Garten tun kann.
Natürlicher Kreislauf
Um Vögel im Hausgarten willkommen zu heissen, ist ein möglichst grosses Angebot an Insekten und deren Larven unverzichtbar. Deshalb ist ein naturnaher und giftfreier Garten enorm wichtig, denn nur hier kann sich eine breite Palette an Insekten entwickeln, sodass über eine längere Zeit genügend Nahrung vorhanden ist. Ein Geheimtipp ist zum Beispiel die Traubenkirsche (Prunus padus), die zahlreiche Insekten in den Garten lockt. Auch eine Wildblumenwiese, die nur abschnittsweise gemäht wird, bietet über mehrere Monate reichlich Nektar an. Ein Wildstaudenbeet ist ebenfalls gut geeignet, um das Summen und Brummen zu fördern. Ein Garten mit natürlichem Kreislauf, in dem nützliche Insekten wie Marienkäfer oder Ohrwürmer gefördert werden, kann gänzlich auf Schädlingsbekämpfungsmittel verzichten – und bald treffen dort gefiederte Freunde ein.
Geschützte Nistplätze
So etwa der Mauersegler oder die Mehlschwalbe, deren Bestände in den letzten 20 Jahren deutlich zurückgegangen sind. Da sie vor allem in der Luft unterwegs sind, ist für sie die Gartengestaltung weniger wichtig. Umso mehr aber profitieren sie als Insektenfresser vom Verzicht auf Insektizide sowie von einer artenreichen, möglichst heimischen Bepflanzung. Dankbar sind sie für Nisthilfen an Gebäuden (und das Akzeptieren von etwas Schmutz), da sie heute fast ausschliesslich im Siedlungsraum brüten. Ebenso Grauschnäpper und Stieglitze, auch Distelfinken genannt: Der Grauschnäpper nistet in dichten Fassadenbegrünungen und jagt in den Kronen älterer Bäume nach Insekten. Eine wichtige Nahrungsquelle für den Stieglitz sind Karden, die unbedingt nach dem Verblühen stehen gelassen werden sollten.
In aller Stille verschwunden
Neben Amsel, Rotkehlchen, Haussperling, Blau- und Kohlmeise sowie Rabenkrähe kennen wir bald keine weiteren Vögel im Hausgarten mehr. So werden häufige Arten wie Mönchsgrasmücke oder Zilpzalp als seltene Siedlungsvögel wahrgenommen. Für diese beiden Arten sind Traubenkirsche, Speierling, Weissdorn, Schwarzer Holunder – und wenn Platz vorhanden ist für Bäume, auch Stiel- und Traubeneiche – sehr wichtig. Der Gartenrotschwanz hat unsere Gärten ganz verlassen und ist so selten geworden, dass er schwierig zu fördern ist. Neben einer Obstbaumwiese ist er auf eine lückige Bodenvegetation angewiesen, wo eine Vielfalt von Insekten zu finden ist.
Stressfreies Nistangebot
Mauersegler, Grauschnäpper und der Gartenrotschwanz können mit spezifischen Nistkästen eingeladen werden. Werden Nistkästen mit gleich grossen Einschlupflöchern zu nah beieinander aufgehängt, kann es zu Konkurrenzsituationen kommen. Daher am besten verschiedene Nistkastentypen anbieten. Achtet man auch noch auf einige Meter Abstand, finden alle Höhlenbrüter ein stressfreies Nistangebot im Garten. Freibrütern wie Amsel oder Mönchsgrasmücke genügen dichte und möglichst dornige Gehölze, wo sie ihre Nester geschützt vor Feinden selber bauen können. Eines ist sicher: Solche Bemühungen werden mit fröhlichem Gesang belohnt.
Text: Eva Rosenfelder Foto: twenty20
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