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Die Erdbeere, die keine ist

Die Erdbeere die keine ist

Die Erdbeere, die keine ist

Sie sieht unserer Wald-Erdbeere zum Verwechseln ähnlich – allerdings mit dem wesentlichen Unterschied, dass die Früchte der Indischen Erdbeere nicht essbar sind. Ein Porträt über die Erdbeere, die keine ist.

Als ich die Indische Erdbeere oder Scheinerdbeere (Duchesnea indica, grosses Bild) im heimischen Staudenbeet das erste Mal antraf, war es Winter. Mit ihren grünen Ausläufern bedeutete sie in dieser kargen Jahreszeit Hoffnung für mich. «Ach», dachte ich, «wenigstens etwas, das grün ist. Lassen wir dich mal stehen.» Heute würde ich das nicht mehr tun. Die Indische Scheinerdbeere ist invasiv, und wenn man ihr nicht Einhalt gebietet, wird sie das ganze Beet überwuchern. Die Erdbeere, die keine ist, könnte gar zur Konkurrentin unserer heimischen Wald-Erdbeere (Fragaria vesca, kleines Bild) werden.

Praktisch oder lästig?

Zu mir kam sie drüben vom Nachbargrundstück. Sie ist eher anspruchslos und verbreitet sich effizient über tiefe, schwer zu erwischende Ausläufer. Deshalb ist sie als Bodendecker bei Gärtnern irrwitzigerweise beliebt. Es gibt sie immer noch in Gärtnereien zu kaufen, und einige empfehlen gar, die Indische Scheinerdbeere zu düngen. Sinnvoller ist es, den Ausbreitungsdrang dieses hübschen Bodendeckers von vornherein durch den Einbau einer Wurzelsperre zu begrenzen.

Oben und nicht unten

Blätter und Früchte ähneln denen der Wald-Erdbeere, doch schon bei der ersten Begegnung fällt einem sofort ins Auge, dass die Frucht nach oben und nicht nach unten zeigte. Wer es wagt, die Indische Scheinerdbeere zu probieren – das ist allerdings nicht zu empfehlen, wenn man eine Pflanze nicht kennt –, wird quasi mit der Nasenspitze daraufgestossen, dass etwas nicht stimmt. Der wunderbare Duft der Wald-Erdbeere fehlt völlig. Und auch, wer die Scheinerdbeere zu degustieren wagt, wird den Unterschied mit dem Gaumen spüren: Süsse und Geschmack – Fehlanzeige. Es ist eben bloss eine Scheinfrucht.

Wie Tag und Nacht

Es gibt deutliche Abgrenzungsmerkmale der Scheinerdbeere zur Wald-Erdbeere: Ihre Blüten sind gelb und nicht weiss. Die Früchte stehen aufrecht über dem Blatt, anstatt zu hängen. Die Frucht weist eine Art «Noppen» auf, während es sich bei der Wald-Erdbeere um eine Sammelnussfrucht handelt – die eigentlichen Früchte befinden sich dort auf der Oberfläche. Und die Scheinerdbeere präsentiert sich kugelig und aufrecht stehend, während Wald-Erdbeeren oft kleiner und manchmal auch länglich in der Form sind. Unterhalb der Frucht sitzt bei beiden Arten zunächst ein Kreis von spitzen grünen Kelchblättern. Dann folgt zusätzlich ein zweiter Kreis von fünf Aussenkelchblättern. Bei der Wald-Erdbeere sind sie klein und rückwärts gerichtet, bei der Indischen Scheinerdbeere gross, auffällig gekerbt und stehen meist strahlenförmig ab. Auch bei den Laubblättern kann man Unterschiede erkennen: jene der Wald-Erdbeere sind spitzer gezahnt.

Gefahr für die Wald-Erdbeere

Die Scheinerdbeere ist in China, Indien und Japan beheimatet. Nach Mitteleuropa wurde sie bereits Mitte des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze eingeführt, ist stellenweise verwildert und gilt als potenziell invasiv. Besonders durch das Angebot als Bodendecker im Gartenhandel begann sie ab den 1990er-Jahren, sich an vielen Stellen einzubürgern, und sie breitet sich auch aktuell immer noch aus. Hierzulande wächst sie zerstreut in Hecken, an Mauern und Wegrändern. Im Tessin ist sie bereits eingebürgert, in der Nord- und Westschweiz in Ausbreitung. In Siedlungen ist sie durchaus häufig anzutreffen. Solange sie sich dort ruhig verhält, ist alles halb so schlimm.

 

Text: Stefanie Stäuble Foto: Envato

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