Traditionelle Gemüsearten
Unser Biogärtner Remo baut in seinem Garten gerne traditionelle Gemüsearten an. Dabei probiert er immer wieder Neues aus – doch seine vier Favoriten kommen jedes Jahr ins Beet. Er verrät uns, was es bei der Kultur zu beachten gilt.
Mit ihrer Vielfalt an Formen und Farben bereichern Traditionelle Gemüsearten unsere Gärten und Teller. Auch was den Geschmack und die Nährstoffe angeht, haben sie meist mehr zu bieten als moderne Züchtungen. Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu den heutigen Hybriden sind die alten Sorten meistens geeignet, um eigene Samen zu gewinnen. Wichtig ist es, biologisches Saatgut zu kaufen, etwa bei sativa-rheinau.ch
Stängelkohl bzw. Cima di Rapa
Cima di Rapa (Brassica rapa var. cymosa) wird in Süditalien schon lange als vitaminreiches Kohlgemüse unter den traditionellen Gemüsearten geschätzt. Bereits 5 bis 7 Wochen nach der Aussaat lässt sich das aromatische Gemüse ernten. Dabei sind nicht nur die Stiele und Blätter, sondern auch die Blütenknospen essbar. Die Pflege der alten Gemüsesorte gestaltet sich unkompliziert. An einem sonnigen bis halbschattigen Standort muss der Schwachzehrer nur bei Trockenheit ausreichend gewässert werden, der Boden sollte gelockert und von Beikräutern befreit sein.
Guter Heinrich
Der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) gehört zu den alten Gemüse- und Heilpflanzen, die mit der Verbreitung des Spinats in Vergessenheit gerieten (siehe auch Seite 58). Fühlt sich die mehrjährige Staude an ihrem Standort wohl, kann sie viele Jahre auf demselben Gemüsebeet wachsen. Die Aussaat in locker-humose, nährstoffreiche Erde erfolgt zwischen Anfang April und Mitte Mai oder August und Oktober. Der Reihenabstand sollte 40 bis 60 cm, der Abstand in der Reihe 20 bis 35 cm betragen. Die jungen Blätter sind reich an Vitamin C, Kalium und Eisen – sie können roh im Salat oder gedünstet verwendet werden. Tipp: Gebleicht lassen sich die Triebe wie Spargeln zubereiten.
Petersilienwurzel
Ein weiteres aromatisches Wintergemüse ist die Petersilienwurzel (Petroselinum crispum var. tuberosum). Auf den ersten Blick erinnert sie an die Pastinake, das intensiv-würzige Aroma macht aber die Verwandtschaft zur Blattpetersilie deutlich. Ähnlich wie diese mag das Gemüse einen tiefgründigen, lockeren Boden mit einer guten Wasserversorgung. Idealerweise sät man das Saatgut im März oder April aus. Die Ernte der Wurzeln startet im Herbst und kann bis in den Winter hinein erfolgen. Wichtig: Der Doldenblütler sollte erst nach 3 bis 4 Jahren wieder im selben Beet angebaut werden.
Winterheckenzwiebel
Die Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum, Bild) durfte früher in keinem Bauerngarten fehlen, hat jedoch zwischenzeitlich an Bedeutung verloren. Das mehrjährige Zwiebelgewächs bildet im Frühjahr dicke Blattröhren, die sogenannten Schlotten, die man ähnlich wie Schnittlauch ernten und zubereiten kann. Ausgesät werden die Samen der alten Gemüsesorte zwischen März und Juli – am besten gestaffelt – in Reihen an einem sonnigen Platz in gut gelockertem humosen Boden. Möchte man nur die Blätter ernten, ist das nach 5 bis 8 Wochen möglich. Später kann man auch die 2 bis 3 cm grossen Zwiebelchen ernten. Bundweise werden die Pflanzen gerne als Frühlingszwiebeln im Handel angeboten.
Text: Remo Vetter Foto: Envato
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