Sandplatz für Insekten
In einen vielseitig belebten Naturgarten gehört unbedingt Sand. Das ist für erdnistende Insektenarten und viele andere Kleinlebewesen ein unverzichtbares Element zum Überleben. Der Frühling bietet die beste Gelegenheit, einen Sandplatz für Insekten anzulegen.
Wildbienenhotels sind eine feine Sache – vor allem, weil es Freude macht, das rege Tun der eingezogenen Bewohner zu beobachten. Doch viel wichtiger ist es, geeignete Lebensräume und Strukturen zu schaffen, sei es im Garten, im Siedlungsraum oder in der Landschaft – und mit Nachdruck auch in der Agrarindustrie durch mehr Brachflächen und weniger Pestizide. Es braucht Anstrengungen von allen Seiten, um den drastischen Rückgang der Insekten zu stoppen.
Wachstumsrhythmus unterbrochen
Haben Sie gewusst, dass drei Viertel aller einheimischen Wildbienen im Boden nisten? Viele von ihnen benötigen unbewachsene Sandflächen zum Anlegen ihrer Brutgänge. Und diese sollten ihnen das ganze Jahr über ungestört zur Verfügung stehen, da sie etwa 10 Monate des Jahres in ihren Bodennestern verbringen. Diese lange Zeit harrt eine Larve in ihrer Zelle aus, frisst den beigelegten Blütenstaubvorrat, häutet und verpuppt sich, bis sie im Frühling endlich schlüpft. Die flügge gewordenen Wildbienen leben nur noch kurze Zeit, um sich fortzupflanzen. Die Männchen sterben schon nach 3 bis 4 Wochen, während die Weibchen noch ein Nest bauen, ihre Eier ablegen und dann, wenn der Kreislauf vollendet ist, ebenfalls sterben. Doch oft mangelt es an einem ungestörten Sandplatz für Insekten und dieser lange Wachstumsrhythmus wird unterbrochen, sodass viele Arten gefährdet sind.
Begehrter Lebensraum
Ein Sandarium zu bauen und es möglichst dem natürlichen Geschehen zu überlassen, ist hilfreich, vor allem dann, wenn es eine gewisse Grösse hat. Sandplätze dienen nämlich längst nicht nur Wildbienen, sondern auch solitären Wespen und anderen Insekten wie Sandlaufkäfern, Ameisenlöwen oder Wollschwebern als Lebensraum. Eidechsen finden hier einen willkommenen Platz zum Sonnenbaden und vergraben ihre Eier, Vögel können ihr Gefieder reinigen. Und auch unsere verwöhnten Stubentiger sind daran interessiert, sei es, um ihr Geschäft zu verrichten oder obige Tierchen zu jagen – sie hält man am besten mit ausgelegten Brombeerzweigen fern.
Niststelle freihalten
Ein Sandarium sollte an einem sonnigen, regengeschützten Ort angelegt werden. Wichtig ist es, ungewaschenen Sand zu verwenden, der sich noch leicht formen lässt. Die wuchsfreudige Vegetation wird natürlich bald zur Herausforderung, denn einmal bewohnt, ist nur noch sehr vorsichtiges Jäten erlaubt, da sonst die Nester der Larven zerstört werden. Man sollte nur einmal jährlich mähen und das Moos oberflächlich mit dem Rechen entfernen. Doch lichten wir hierbei am besten nur eine Hälfte aus, damit wieder neue Niststellen entstehen, während die andere belassen wird. So können Insekten, die sich eingefunden haben, dort noch überleben.
Ein Garten zum Schwärmen
Da jeder Sandplatz für Insekten begrenzt ist, braucht es weitere Alternativen: So kann man etwa Gartenplatten in Sand statt in Split verlegen, Gartenwege nicht mit Rindenmulch abdecken sowie offene Böschungen und möglichst locker bewachsene Magerwiesen anlegen. Nur schon auf 1 m2 ebener Fläche, auf der man die Pflanzen- und Humusschicht entfernt und die sich bald einstellende Vegetation auslichtet, finden bereits wieder einige Erdnister eine neue Heimat. Im Herbst kann man an gewissen Stellen Blätter beiseiterechen und das Gras dort ziemlich kurz schneiden, sodass dann im Frühling offene Bodenstellen zu finden sind. Hier können dann frisch geschlüpfte Weibchen ihre Eier ablegen und die heranwachsenden Larven überwintern.
Text Eva Rosenfelder Fotos Albert Krebs, ETH Zürich
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