So überleben Schmetterlinge den Winter
Für viele Tiere ist die kalte Jahreszeit eine grosse Herausforderung, dementsprechend vielseitig sind ihre Strategien. Admiral, Tagpfauenauge und Zitronenfalter passen ihre Körperwärme den Aussentemperaturen an. So überleben Schmetterlinge den Winter meist problemlos.
Wechselwarme Lebewesen wie Amphibien, Reptilien und Insekten suchen während der kalten Jahreszeit frostgeschützte Schlupfwinkel auf, wo sie in die «Winterstarre» fallen. Dabei vermag sich ihre Körpertemperatur an die Aussentemperatur anzupassen. Auch Schmetterlinge gehören zu dieser Gruppe: So überwintern etwa die ausgewachsenen Schmetterlinge des Tagpfauenauges, des Kleinen und Grossen Fuchses, des C-Falters, des Trauermantels sowie des Admirals in Baumhöhlen oder Gebäuden, während der Zitronenfalter gar im Freien überlebt, oft dicht am Boden, an Zweigen oder Halmen. Dort verharrt er von Oktober bis Februar und lässt sich sogar einschneien. Wer genau hinschaut, kann die erstarrten Falter in Efeuhecken oder im Gras entdecken. So überleben Schmetterlinge den Winter meist problemlos.
In Starre auf den Frühling warten
Wie der Zitronenfalter das fertigbringt? Sobald er einen ungestörten Platz gefunden hat, nimmt er seine Ruheposition ein, indem er seine Flügel nach oben zusammenklappt. Zuerst gibt er so viel wie möglich von seiner im Körper vorhandenen Flüssigkeit ab, denn nur so verringert sich sein Gefrierpunkt. Dank seinem körpereigenen Frostschutzmittel Glycerin kann er nun Temperaturen bis –20 °C unbeschadet überstehen.
Verschiedene Strategien
Die meisten heimischen Schmetterlingsarten verbringen den Winter als Ei, Raupe oder Puppe. Beim Nierenfleck werden die Eier auf die der Art entsprechenden Futterpflanzen abgelegt (z. B. Schlehen oder Zwetschgen). Andere Tagfalter wie der Grosse Schillerfalter, das Schachbrett oder die Bläulinge wagen sich als Raupe durch die kalte Jahreszeit, während der Schwalbenschwanz, zahlreiche Weisslinge sowie der Aurorafalter sich bereits vor dem Kälteeinbruch verpuppen. Umso wichtiger ist es, den Garten im Winter nicht abzuräumen.
Milde Winter sind gefährlich
Manche Schmetterlingsarten wie Admiral, Distelfalter, Taubenschwänzchen oder Postillion flattern in die wärmeren Regionen des Mittelmeerraums. Doch wegen des Klimawandels schaffen es inzwischen einige Arten wie Taubenschwänzchen oder Admiral, hier zu überwintern – je nach Art als Raupe, Puppe oder Falter. Die milderen Winter führen aber auch zu mehr Verlusten, sprich zum Verschimmeln von Raupen oder Puppen. Zudem wird der Druck von Räubern stärker, denn auch sie sind in wärmeren Wintern aktiver.
Spanner in frostigen Nächten
Dann gibt es da auch noch die echten «Freaks», die gerade die eisigen Nächte für ihre Paarung wählen: Die Frostspannerarten, die weitgehend zu den Nachtfaltern gehören, sind wohl eher Strategen denn Romantiker, nutzen sie doch geschickt die Jahreszeit für die Paarung, in der die Feinde sich verzogen haben, genauso wie die Duftkonkurrenz: Wenn Igel und Fledermäuse im Tiefschlaf liegen und Schwalben in afrikanischen Savannen ihre Runden drehen, dann hat der Frostspanner freie Bahn. Bereits im Spätherbst sitzen die käferähnlichen, flügellosen Weibchen in den Obstbäumen und verströmen Lockstoffe, die die Männchen über Kilometer bezirzen und anfliegen lassen.
Fette Leckerbissen
Nach der Paarung legt das Weibchen winzige Eier in Rindenritzen ab, wo die Raupen dann pünktlich zum Blattaustrieb im Frühling schlüpfen. Ganze Bäume können die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners mitunter kahlfressen und in Obstplantagen grosse Schäden anrichten. Die Blätter treiben allerdings immer wieder aus, für sie ist der Kahlfrass nicht viel mehr als für uns ein lästiger Schnupfen. Auf keinen Fall sollte man die Raupen vergiften, denn schliesslich stellen sie Nahrung für andere Gartenbewohner dar: So sind die fetten Raupen eine proteinhaltige Babynahrung für kleine Meisenkinder, sind sie doch leicht zu erbeuten. Während sie sich wie Spinnen an Flugfäden mit dem Wind von Ort zu Ort bewegen (solange sie noch nicht zu schwer sind), können die Vogeleltern sie regelrecht von den Bäumen pflücken.
Hilfemassnahmen: So überleben Schmetterlinge den Winter sicher
- Schneiden Sie die Kletterpflanzen im Winter nicht zurück. Schmetterlinge überwintern gern im Efeu, Wald-Geissblatt oder im Wilden Wein.
- In jedem grösseren Garten sollte eine Salweide (Salix caprea) wachsen. Die Raupen vieler Schmetterlingsarten bevorzugen sie als Futterpflanze.
- Stein- und Reisighaufen sowie alte Steine sind gute Überwinterungsplätze.
- Räumen Sie Ihren Garten nicht zu sehr auf. Leider werden allzu oft gerade durch herbstliche Gartenputzaktionen viele Eier, Raupen und Larven zerstört, ohne dass man sich dessen bewusst ist.
- Nie alle Flächen gleichzeitig mähen, damit nicht auf einen Schlag der gesamte Lebensraum von Faltern und Raupen zerstört wird.
- Ein Insektenhotel ist auch eine gute Idee, um Schmetterlingen, Wildbienen & Co. einen Ort zu bieten, um über den Winter zu kommen.
- Denken Sie auch an die richtigen Futter- und Nektarpflanzen im Frühling.
- Manche Schmetterlingsarten überwintern gern in der Nähe von Menschen.
- Allenfalls eine Kartonschachtel mit Schlitz an einem kühlen Ort platzieren, wo sie selbstständig rausfliegen können.
Text: Eva Rosenfelder Foto: Yannick Chittaro
Das könnte Sie auch interessieren: Wo überwintern Kröte, Frosch und Molch?