Sitzplätze à la Wabi Sabi
Die britische «Society of Garden Designers» erklärte «Wabi Sabi» im Rahmen der anhaltenden Tendenz zu nachhaltigen Gärten zum Trend des Jahres 2022. Wir zeigen, wie entspannende Sitzplätze à la Wabi Sabi im Garten geschaffen werden können.
Sitzplätze, an denen man die Seele baumeln lassen kann, sind ein essenzieller Bestandteil der Gartengestaltung. Unter Berücksichtigung äusserer Faktoren wie Licht- und Bodenverhältnisse, Umgebung und Kleinklima sowie der eigenen Bedürfnisse beschwören wir verschiedene Stimmungen herauf. Mit ein wenig Feingefühl schaffen wir ästhetisch ansprechende Aufenthaltsorte, an denen wir Kraft schöpfen, träumen und zur Ruhe kommen können. Interessante und aussergewöhnliche Sitzplätze à la Wabi Sabi sind ein echter Mehrwert für den Garten.
Charmante Patina
Die wesentlichen Elemente im Wabi Sabi-Garten sind Wasser, gezähmte Wildnis, Asymmetrie, Kunsthandwerk, Upcycling, Naturmaterialien und ein entspannter, natürlicher Pflanzstil, der die Jahreszeiten zelebriert. Naturmaterialien haben den Vorteil, dass sie sich harmonisch in die Gestaltung integrieren lassen und mit der Zeit eine attraktive Patina annehmen, die sie mit der Umgebung verschmelzen lässt. Manche sind aber auch vergänglich und müssen irgendwann erneuert werden. Doch genau das ist die Quintessenz von Wabi Sabi: Alles ist steter Veränderung unterworfen, und gerade diese Tatsache macht unser Leben so faszinierend.
Einer für jeden Zweck
Eines vorweg: Ein Garten muss nicht riesig sein, auch auf kleinen Grundstücken lassen sich mit pfiffiger Planung mehrere Sitzplätze und Nischen integrieren. Diese Plätze müssen nicht mondän und aufs Beste ausstaffiert sein – ganz im Gegenteil. Wabi Sabi berührt durch subtile, schlichte und aufmerksame Gesten. Wasser steht für Leben, und es gehört aufgrund seiner meditativen Qualitäten und Attraktivität für Tiere und Menschen in jeden Garten. Ist genug Platz vorhanden, kann man einen Teich in Betracht ziehen. Aber auch ein Mini-Teich im Kübel, eine hübsche, wassergefüllte Schale oder ein Wandbrunnen tut der Seele gut.
Grüne Bodendecker
Für die Befestigung des Untergrunds eignen sich verschiedene Materialien. In einem Wald-garten wird man auf Holzhäcksel zurückgreifen, an extensiv genutzten Orten lassen sich robuste Bodendecker etablieren. Recht trittfest sind Sand-Thymian (Thymus serpyllum), Sternmoos (Sagina subulata), Römische Kamille (Chamaemelum nobile ‘Treneague’) und Teppichverbene (Phyla nodiflora). Auch Mauerpfeffer (Sedum acre, S. album) bedeckt mit seinem Ausbreitungsdrang im Nu besonnte Flächen auf gut durchlässigen Böden. Für intensiver genutzte Sitzplätze à la Wabi Sabi bieten sich Holz, Kies oder Steinplatten an. Tipp: Lassen Sie es ruhig zu, dass sich Pflänzchen zwischen Steinplatten oder im Kies aussäen. Das sieht charmant aus und unterstreicht die Magie des Zufalls.
Geborgenheit schaffen
Niemand fühlt sich behaglich, wenn er auf dem Präsentierteller sitzt. Deshalb ist es wichtig, behagliche Nischen zu schaffen, in denen man vor Blicken geschützt ist. Es muss keine dichte Hecke sein, einige hohe Stauden oder locker platzierte Sträucher gewähren bereits Rückendeckung. Mit einer Mauer oder einem Senkgarten lässt sich ein angenehmes Klein-klima schaffen, das zudem die Kultur empfindlicher Pflanzen gestattet. Eine Pergola aus Holz oder Metall ist wie ein gemütlicher Kokon, in dem man abtauchen und neue Kraft schöpfen kann. Berankt mit Rosen, Geissblatt (Lonicera) oder Waldrebe (Clematis) wird der Aufenthalt zum Dufterlebnis. Möchten Sie süsse Früchte direkt vom Sitzplatz aus ernten, dann wählen Sie eine Kiwi oder Rebe. Während Gänseblümchen und Löwenzahn Sie vom Rasen aus anlachen, können Sie sich entspannt zurücklehnen – bei Wabi Sabi sind sie nämlich herzlich willkommen.
Text & Foto: Annette Lepple
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