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Gemüsegarten im Klimawandel

Gemüsegarten im Klimawandel
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Gemüsegarten im Klimawandel

Der Klimawandel ist da – und treibt Gemüsegärtnerinnen und Landwirten die Sorgenfalten ins Gesicht: Wie ist es längerfristig um unsere Ernährungssicherheit bestellt? Die Gemüsegärtnerin Alexandra Milesi teilt ihre langjährigen Erfahrungen über die Pflege des Gemüsegarten im Klimawandel mit uns.
Hitze und Trockenheit

Das Problem: Bei lang anhaltend hohen Temperaturen trocknet die Erde aus und wird rissig. Durch die Risse entweicht noch mehr Feuchtigkeit, der Boden wird hart und verklumpt. Deshalb können sich die Pflanzen nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgen und in der Folge weniger Nährstoffe aufnehmen – das Wachstum kommt zum Stillstand.

Die Lösung: Im Gemüsegarten im Klimawandel schützen Rasenschnitt, zerkleinerte Stauden oder gehäckselter Strauchschnitt als Mulch den Boden. Mit diesem Material kann eine 10 cm hohe Schicht auf Wegen, zwischen den Reihen und um die einzelnen Pflanzen herum ausgelegt werden. Die Mulchdecke schattiert den Boden, der so einen Grossteil seiner Feuchtigkeit behalten kann. Unter dem Mulch tun Regenwürmer und andere Kleinstlebewesen ihr Werk. Unter diesen Bedingungen können die Gemüsepflanzen ihr Wurzelwerk ausdehnen und das spärlich im Boden vorhandene Wasser dennoch aufnehmen.

Hinweis: Niedrigwachsende Gemüsekulturen können als Begleitpflanzen Schatten spenden – und nebenbei noch einiges an Ernte liefern. Vor allem die bei uns einjährig wachsenden Nachtschattengewächse wie Tomatillo (Physalis philadelphica), Chili (Capsicum frutescens) und Kapstachelbeere (Physalis peruviana) sind hitzetolerant und können mit ihren starken Pfahlwurzeln Feuchtigkeit aus tieferen Bodenschichten nach oben befördern.

Starkregen und Hagel

Das Problem: Unwetter entladen sich heute eher punktuell, während früher breitgezogene Schlechtwetterfronten gleichmässig über die Schweiz hinwegzogen. Nicht zu unterschätzen ist die Kraft, mit der die Regentropfen auf den Boden prasseln und diesen so verdichten.

Die Lösung: Auch hier hilft eine Mulchdecke, um den Boden im Gemüsegarten im Klimawandel zu schützen und locker zu halten. Gegen den Hagel, der ja meist spontan auftritt, ist allerdings so gut wie kein Kraut gewachsen; hier kann im Notfall nur ein schnelles Abdecken mit bereitgestellten Schilfmatten helfen.

Hinweis: Der Boden ist nach einem heftigen Regenguss nass wie ein Schwamm. Wenn wir ihn betreten, leisten wir der Verdichtung noch Vorschub. Aus diesem Grund ist eine Mulchdecke mit hohem Holzanteil ideal – weshalb ich einen Häcksler angeschafft habe und den anfallenden Baumschnitt selber schreddere.

Kälte und Frost

Das Problem: Kälteeinbrüche, zum Teil mit Frost, machen uns in erster Linie im Frühjahr zu schaffen.

Die Lösung: Um den Boden für Aussaat und Pflanzungen vorzubereiten, kann man durch Abdecken mit Vlies oder Folien, die man bereits einige Tage vor dem Termin über die vorbereiteten Beete ausbreitet, den Boden etwas vortrocknen und erwärmen. Gewächshäuser oder Frühbeetkästen schaffen ebenfalls ein geschütztes Klima, in dem die Jungpflanzen gedeihen können.

Robuste Sorten

Das Problem: Zahlreiche herkömmliche Gemüsepflanzen kommen mit dem Klimastress nicht zurecht.

Die Lösung: Die richtige Arten- und Sortenwahl! Viele Pflanzen vom amerikanischen Kontinent haben schon vor langer Zeit unsere Gärtnerherzen erobert: Mais, Bohnen und Kürbisse sind aus den Gärten nicht mehr wegzudenken. Doch Südamerika birgt noch einen weiteren grossen Fundus an Sorten, die aufgrund der geografischen Lage an verschiedenste Klimazonen angepasst sind. Es lohnt sich, mit den verschiedensten Sorten von Bohnen, Kartoffeln und Süsskartoffeln zu experimentieren. Auch viele aus Asien stammende Gemüsepflanzen kommen aus unterschiedlichen Klimabereichen: Während die Spaghettibohne (Vigna unguiculata) aus subtropischen Gefilden stammt und es gerne warm hat, sind Asia-Salate und Pak Choi sehr kältetolerant.

Hinweis: Indem wir uns auf alte heimische Gemüsesorten besinnen, erhalten wir nicht nur ein kulturelles Erbe, sondern können auf eine grosse genetische Vielfalt zurückgreifen.

 

Text: Alexandra Milesi Foto: Susanna Nüesch

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