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Weniger ist mehr

Herbstzeit ist Laubzeit. Doch Laubbläser und Laubsauger haben sich in den letzten Jahren rasant verbreitet – Forscher warnen bereits vor Gesundheitsgefahren. Eine gute Alternative im Privatgarten sind Besen und Laubrechen.

Früher war der Herbst eine ruhige Jahreszeit. Heute werden Blätter mit lautem Motorengeknatter durch die Gegend geblasen: Gärtner, Hausmeister und städtische Reinigungstrupps säubern die Umgebung mit Laubbläsern. Dabei wird ihnen manchmal das Leben schwer gemacht – zu nervig ist für viele Anwohner die lärmende Geräuschkulisse. Doch Laubbläser wegen ihrer Lautstärke pauschal zu verdammen, ist zu kurz gegriffen. Zudem macht der technische Fortschritt auch vor ihnen nicht halt. Bis vor 15 Jahren nahm Christian Rüegsegger, Gärtner im Schlosspark in Andelfingen, alles Laub aus Überzeugung vorwiegend mit dem Laubrechen und dem Bambusbesen auf. «Mit grossem innerem Widerstand probierte ich dann einen Benzin-Laubbläser aus und war sofort überzeugt, dass auch ich einen brauche. Der Arbeitsaufwand ist viel kleiner.» Er benutzt einen der neueren, geräuschärmeren Akku-Laubbläser. «Ich muss nun keinen Gehörschutz mehr tragen – und für die Parkbesucher und Anwohner ist die Lärmbelastung tolerierbar geworden. Für Simon Steinemann, Geschäftsführer des Igelzentrums Zürich, haben akkubetriebene Laubbläser dennoch einen Nachteil: «Sie sind zwar leise, es ist aber zu befürchten, dass sie dem übertriebenen Putzfimmel in Gärten und Parkanlagen noch mehr Vorschub leisten.»

Natürlichkeit im Kleingarten

Die Hersteller von Elektrogeräten richten sich aktuell auf eine neue Zielgruppe ein: die urbanen Kleingärtner. Für Christoph Bücheler, Leiter Gartenbauamt der Stadt St. Gallen, sind Laubbläser «für den professionellen Einsatz unabdingbar und eine grosse Hilfe, müssen aber mit Bedacht eingesetzt werden. Für den Privatbereich sollten solche Geräte jedoch nicht im Vordergrund stehen». Von Laubbläsern oder -saugern für den Einsatz im Privatgarten raten Umweltexperten ab, denn insbesondere die saugenden Geräte töten Kleinlebewesen, die sich in der Laubschicht aufhalten. Sinnvoller ist es, die abgefallenen Blätter vom Rasen zu rechen und sie anschliessend zu kompostieren, als Mulchschicht auf den Beeten zu verteilen oder als Igelunterschlupf in einer ruhigen Ecke des Gartens anzuhäufeln.

Der Allergologe Jeroen Buters von der Technischen Universität München hat die Feinstaubbelastung der Laubbläser untersucht: Die Geräte wirbeln 10-mal so viele Partikel auf wie ein Rechen. In der Umgebungsluft, berichtet die «Süddeutsche Zeitung», fanden sich Schimmelpilze, Sporen und pulverisierter Hundekot. Buters nennt die Laubbläser ein «Infektionsrisiko». Bei Luftgeschwindigkeiten von 160 km/h wird aber so ziemlich alles weggeweht, was auf dem Boden lebt: Käfer, Asseln, Spinnen, Tausendfüssler, Regenwürmer, Insekten. Igel und Vögel stehen ohne schützende Schicht im aufgeräumten Unterholz. «Auf lange Sicht», so schreibt die Zeitung, «schneidet der Gärtner sich damit ins eigene Fleisch. Herbstlaub ist in Beeten und unter Bäumen und Sträuchern ein recht guter Nährstofflieferant fürs nächste Jahr und macht Zusatzdünger meist überflüssig.»

Text & Bild: Urs Oskar Keller

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