Suchen:

Gärten unter Schnee

Beitrag teilen

Gärten unter Schnee

Das Emmental, im Dialekt «Ämmitau» genannt, zwischen dem Berner Mittelland und dem Oberland gelegen, gehört bestimmt zu den lieblichsten Regionen der Schweiz – vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit.

Wer das Emmental im Winter besucht, wird mit vielen Eindrücken belohnt. Besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit ist die Stille dieser Landschaft eine Wohltat. Der Winter ist ja eigentlich eine Zeit des Rückzugs und der inneren Einkehr, doch in den belebten Städten geht das oft vergessen. Nach einem langen Spaziergang durchs Emmental hat man die Hektik des Alltagslebens hinter sich gelassen und ist adventlich eingestimmt.

Schlafende Gärten

Meistens sind es die Frauen, die den Garten und oft noch einen «Pflanzblätz» hegen und pflegen. Die Bäuerinnen sind es auch, die ein enormes Gartenwissen be­sitzen. Oft liegen die Gärten wie kompliziert gehäkelte Decken und Teppiche vor den mächtigen Holzfassaden der Berner Höfe. Mit ihren Ornamenten aus geschnittenem Buchs reichen sie in die Tradition der Barock- und Biedermeier-Gärten zurück. Die sorgfältig geschnittenen Buchsbaumeinfassungen lassen diese Gärten zu jeder Saison ordentlich und geschmackvoll aussehen. Die symmetrischen Wege sind praktisch, und wenn im Sommer Blumen und Gemüse überborden, sorgen sie immer noch für Struktur und ein Gefühl von Ordnung. Auch jetzt im Winter wirken diese formalen Gärten unter dem Schnee wie Skulpturen. Die Wege sind stets sauber eingefasst und oft mit Rindenmulch belegt.

Das Nützliche mit dem Angenehmen

Die Mischung aus Blumen und Gemüse ist in jedem Emmentaler Bauerngarten zu bewundern. Diese Mischkulturen sehen nicht nur hübsch aus, sie sind auch noch nützlich. Manch ein Einsatz von Gift kann vermieden werden, wenn die richtigen Pflanznachbarn beieinanderstehen. Und natürlich führt jede Bäuerin eine Art Jahrbuch über ihren Garten. Denn immer wieder werden die Beete neu bepflanzt, damit der Boden nicht ausgelaugt wird. Manche haben sogar noch einen uralten Bestand an Heil- und Gewürzkräutern – dies war in früheren Zeiten noch viel wichtiger, als der Garten sozusagen noch die hauseigene Apotheke war. Auch die «Hoschtert», eine Wiese mit Obstbäumen, gehört zu jedem Emmentaler Garten. Umso schöner für Vögel und Tiere, die sich im Winter von den «vergessenen» Früchten ernähren.

Diese traditionelle Form von reichhaltigen und ästhetischen Gärten hat sich bis heute gehalten und ist in der Emmentaler Gartenkultur stark verankert. Besonders viele Bauerngärten können in der Region um Trub, Heimiswil oder Sumiswald bestaunt werden. Sie sind jederzeit ein Schauspiel: Bei Sonnenschein setzen leuchtende Hagebutten, Pfaffenhütchen oder Zieräpfel bunte Tupfer in die Pastelltöne der Schneedecke. An nebligen Tagen breitet sich eine unendliche Ruhe über den eingepackten Rosenbäumchen, den Teichen und Pavillons in allen Nuancen von Weiss bis Schwarz aus – eine Stille, die nicht gestört werden möchte. Die streng quadratische Form der Hecken sowie die kunstvoll geschmiedeten Ornamente von Zäunen, Rosenbögen und Pergolen kommen nun zum Vorschein und zeichnen sich wirkungsvoll gegen das Winterweiss und Himmelblau ab.

Text & Bild: Martin Mägli

Schlagwörter:
Keine Kommentare

Kommentar hinzufügen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .

This will close in 10 seconds