Wahre Grazien: Aurikel
Aurikel sind wahre Grazien unter den Frühlingsblühern. Sie sind bis heute bei Botanikerinnen ein beliebtes Zuchtobjekt und es gibt sie in zahlreichen Arten und Sorten. Das gilt es bei der Pflege der hübschen Blümchen zu beachten.
Die Entstehungsgeschichte der Aurikeln liest sich überaus spannend – ihren Ursprung finden diese hübschen Gartenpflanzen hoch oben in den Tiroler Alpen, dort, wo Kalkalpen und Urgesteinsmassiv nahe beieinanderliegen. Auf Urgestein wächst die violettrote Behaarte Primel (Primula hirsuta), auf Kalk kommt unsere gelb blühende Alpen-Aurikel (P. auricula) vor. Und wo die beiden Gesteinsarten aufeinandertreffen, kreuzen sich diese beiden Primeln untereinander – so entstand in den Bergen ein buntes Gemisch an Formen und Farben. Diese benannte man später als Primula × pubescens, welche schon im 16. Jahrhundert in der Nähe des Brennerpasses entdeckt wurden. Von dort gelangten die Pflanzen nach Wien und von dort schon bald nach ganz Europa.
Detailverliebte Sammlergemeinde
Mit der Zeit entstanden Aberhunderte von Sorten. In Grossbritannien finden heute jedes Jahr Auktionen und Wettbewerbe statt, es hat sich eine grosse Fangemeinde entwickelt. Aber auch in Mitteleuropa und in vielen Ländern weltweit erfreuen sich Aurikeln wachsender Beliebtheit. Die Zuchtrichtungen weichen stark voneinander ab: So existieren zweifarbige, solche mit gefüllten Blüten, grau gerandete, gestreifte, reine Showauriculas, aber auch Aurikeln, die sich fürs Freiland eignen. Wahre Grazien sind solche Aurikel, die silbrig bemehlte oder wie von Grünspan überzogene Blüten aufweisen, oder aber tiefgefüllt blühende Sorten. Hat eine Sorte nicht nur wunderschöne Blüten, sondern ist dazu auch noch wüchsig und unkompliziert, dann hat sie das Zeug dazu, weite Verbreitung zu finden.
So werden Aurikel gepflegt
Da Aurikeln ursprünglich an den Stein angepasste Hochgebirgspflanzen sind, mögen sie ein möglichst lockeres, mineralhaltiges Substrat. Als Topferde eignet sich nährstoffreicher Kompost, Sand und Lehmerde zu je einem Drittel. Eine gute Drainage, beispielsweise aus Tonscherben am Topfboden, verhindert gefährliche Staunässe. Aurikeln sollten während der Vegetationszeit ab und zu gedüngt werden, normaler Blumen- oder Tomatendünger leistet gute Dienste. Und wie oft sollten Aurikeln umgetopft werden? Hier gehen die Meinungen auseinander – ich plädiere für jährliches Umtopfen im September, da man so einem etwaigen Befall von Wurzelläusen entgegentritt, die sich durch weissfilzige Beläge auf den Wurzeln zeigen. Diese können bei stärkerem Befall die Pflanzen erheblich schwächen.
Trocken überwintern
Nach dem Austopfen entfernt man abgestorbene Blätter und Stängel. Den Wurzelballen ein wenig aufreissen und leicht ausklopfen, dann in frisches Topfsubstrat setzen. Mit den Jahren wachsen sich manche Sorten zu langen Rosettenstämmen aus, die blühfaul werden. Daher ist beim Umtopfen darauf zu achten, dass die Wurzelhälse wieder tiefer in den Topf gelangen, dies regt die Bildung neuer Rosetten an. Allzu lange Wurzelhälse dürfen abgeschnitten und in Sand gesteckt werden, wo sie ebenfalls bewurzeln. Die ersten Tage nach dem Umtopfen nicht giessen, damit gekürzte oder beschädigte Wurzelhälse nicht faulen. Danach regelmässig giessen, zum Herbst hin das Giessen nahezu einstellen und relativ trocken unter einem Dachvorsprung oder im kalten Gewächshaus überwintern. Aurikeln sind zwar winterhart, aber empfindlich gegen Kahlfrost.
Text: Christian Kreß. Foto: Rachele Z. Cecchini
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