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Wachgeküsst

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Wachgeküsst

Die Entstehung des «Jardin du Presbytère» mutet wie ein Märchen an. 30 Jahre lang lagen Pfarrhaus und Garten in tiefem Schlummer, bis Elizabeth und Robert Godfrey kamen und dem Dornröschenschlaf ein Ende bereiteten. Doch wie schafft man es eigentlich, einen solchen wildromantischen Cottagegarten anzulegen?

Das Projekt

Der Zahn der Zeit machte sich nicht nur im Pfarrhaus des französischen Weilers Villevayre, sondern auch im angrenzenden Garten bemerkbar, in dem ein Dschungel aus Brombeeren und Gestrüpp an das Märchen von Dornröschen erinnerte. Bei der Gestaltung liess sich die aus Nordirland stammende Gartenbesitzerin von mittelalterlichen, französischen und mediterranen Gärten inspirieren. Sie ist Mitglied von Mediterranean Gardening France, deren Teilnehmer gärtnerische Praktiken in mediterranen Klimazonen fördern.

Die Gartengestaltung

Das Klima zeichnet sich durch heisse, trockene Sommer aus. Deshalb waren der Gärtnerin robuste, trockenheitsverträgliche Gewächse wichtig, da sie die Pflanzungen nach der Anwachsphase nicht mehr bewässern wollte. Sie unterteilte die 1500 m2 grosse Fläche mit einer doppelten Hainbuchenhecke in zwei Partien. In Hausnähe entstand ein mittelalterlicher formaler Garten mit Buchsvierecken, in denen sich neben Kräutern und Obstbäumen auch Strauch­pfingst­rosen tummeln. Bogenförmige Aussparungen in der Hecke gestatten erste Blicke in den angrenzenden «Jardin de curé». Obgleich man es mit «Pfarrgarten» übersetzt, fand diese Art der Bepflanzung nicht nur dort Verwendung, sondern erfreute sich auch bei der ländlichen Bevölkerung grosser Beliebtheit.

Die Pflanzen

Ab dem Spätsommer setzen im formalen Garten Hortensien (Hydrangea arborescens ‘Annabelle’ und H. paniculata ‘Vanille Fraise’) farbige Akzente. Mexikanisches Federgras (Nassella tenuissima) hat sich aus den Beeten geschlichen, im Kies versamt und bildet einen reizvollen Kontrast zu den formalen Elementen. Blüten setzen hier zwar saisonale Höhepunkte, doch der Schwerpunkt liegt in der Vielfalt an Strukturen, Formen und Grüntönen.

Der Stil im Pfarrgarten ist geprägt von bunter, blumiger Vielfalt und entspricht dem englischen Cottagegarten, in dem ein- und zweijährige Sommerblumen, Zwiebelblumen, Stauden, Gräser mit Rosen und Sträuchern in trauter Harmonie vereint sind. Diese gelassene Art zu gärtnern, bei der das Versamen von Pflanzen gewollt ist und stets neue Kompositionen schafft, ist der Vorläufer des modernen «Blackbox Gardening». Hier kommt es nicht auf rigorose Kontrolle an, sondern auf den Zauber des Zufalls und auf eine lange, möglichst reiche Blütezeit. Struktur muss man in diesem Gartenteil jedoch trotzdem nicht missen: Eine prächtige Lavendelhecke (Lavandula x intermedia ‘Grosso’) flankiert den Weg in den Gemüsegarten. Über Rankobeliske und Bögen drapieren sich die blühenden Triebe von kleinblütigen Clematis und Rosen.

Zu den Lieblingen der Besitzer zählen Pfingstrosen (Paeonia lactiflora, P. suffruticosa), Schmuck­lilien (Agapanthus) und Alte ­Rosen. Es gibt mittlerweile einige sommergrüne Schmucklilien-Sorten, die problemlos Temperaturen bis –10 °C oder gar –15 °C überstehen. Die Sorten ‘Blue Moon’, ‘Northern Star’ und ‘Rotterdam’ erwiesen sich als besonders winterhart. Wichtig ist, dass sie im Frühjahr gepflanzt werden.

Text & Bild: Annette Lepple

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