Vorbeugen statt heilen
Oft verbinden wir mit dem Begriff «Pflanzenschutz» etwas Negatives. Im Hausgarten gibt es jedoch unzählige Möglichkeiten, bevor wir zu einem Präparat greifen müssen.
Das beginnt schon mit der Bodenvorbereitung: Im Frühjahr graben wir den Boden nicht mehr um. Wir hacken ihn nur oberflächlich, damit die Bodenlebewesen in den oberen Schichten aktiv sein können. Des Weiteren sind wir für eine organische Düngung besorgt, dank der die Bodenlebewesen Nahrung erhalten, die sie in wertvolle Nährstoffe und Humus umwandeln können. Beim Gemüseanbau achten wir auf eine gute Fruchtfolge. Somit beugen wir der Bodenmüdigkeit und bei den Kohlgewächsen der Kohlhernie vor.
Vorbeugender Pflanzenschutz
Das Gemüse bauen wir in Mischkulturen an und nutzen dort oftmals Duftstoffe, die gegenseitig Schädlinge voneinander abhalten können – etwa mit der bewährten Kombination von Karotten mit Zwiebeln oder Lauch, die auf der einen Seite die Möhrenfliege, auf der anderen die Zwiebelfliege oder die Lauchmotte abhalten. Beim Pflanzen und Säen warten wir günstige Bedingungen ab: Es sollte nicht zu nass und nicht zu trocken sein. Säen wir etwa Bohnen in einen kalten Boden, werden diese Startschwierigkeiten haben oder gar verfaulen. Genau einen solchen kalten, winterfeuchten Boden lieben Erbsen und Kefen. Sie mögen dafür im Sommer nicht zu heisse Temperaturen, sonst werden sie gerne von Mehltau befallen. Auch sollten wir die Pflanzabstände einhalten, damit die Pflanzen gut abtrocknen können. So wachsen sie kräftig – Grauschimmel sowie weitere Pilzkrankheiten und Schädlinge haben keine Chance. Wenn die Kulturen grösser werden, ist es wichtig, Arbeiten wie das Jäten, Ausdünnen und eventuell Anhäufeln sorgfältig durchzuführen.
Natur als Netzwerk
Den Boden lockern wir regelmässig und wenn immer möglich mulchen wir die Bodenoberfläche, damit die Feuchtigkeit im Boden bleibt. Eine Mulchschicht hilft auch gegen den Erdfloh: Dieser schwarzgelb gestreifte Schädling liebt offene, warme Böden. Er befällt Kohlgewächse, etwa Radieschen, Rucola oder Chinakohl, aber auch Broccoli und Blumenkohl, indem er kleine Löcher in die Blätter frisst. Heikle Kulturen schützen wir mit einem Kulturschutznetz. Das hilft z.B. bei Lauch gegen die Lauchmotte, denn in unseren meist sonnigen und warmen Gärten findet diese optimale Bedingungen vor. Oder bei Kohlgewächsen gegen den Kohlweissling – an und für sich ein schöner weisser Schmetterling, doch legt er seine Eier mit Vorliebe in Kohlgewächsen ab, aus denen dann gefrässige Raupen schlüpfen. Diese können wir einsammeln oder wir schützen die Kultur mit einem Netz. In einem gesunden Garten ist ausserdem eine Vielfalt an Pflanzen von Vorteil, sei dies mit Blumen, Kräutern oder Beeren. Damit bieten wir Nützlingen mögliche Nahrungsquellen und Unterschlupf für den Winter. Ist nicht alles piekfein aufgeräumt, findet vielleicht gar ein Igel, eine Blindschleiche oder eine Kröte Unterschlupf.
Direkter Pflanzenschutz
Wenn der Befall durch einen Schädling oder eine Krankheit die Pflanze in ihrem Wachstum einschränkt, müssen wir etwas unternehmen. Es gilt in erster Linie, den Übeltäter zu kennen, erst dann wählen wir das Produkt aus. Es sollte Nützlinge schonen und umweltverträglich sein. Machen Sie auf keinen Fall Mixturen, folgen Sie genau der Beschreibung und messen Sie exakt ab. So erhalten Sie die bestmögliche Wirkung, denn meist schadet ein Zuviel der Pflanze. Das Spritzmittel sollte bei trockenem Wetter, aber nicht in der grössten Hitze ausgebracht werden. Die Pflanze muss gut damit benetzt sein, auch die Blattunterseiten. Nach 10 Tagen kontrollieren Sie, ob Sie die Behandlung wiederholen müssen. Oft sind Angaben zu einer Wartefrist auf der Packung zu finden, diese ist einzuhalten. In dieser Zeit können Sie nicht ernten. Bevor Sie also ein Mittel gegen Läuse im Kopfsalat spritzen, sollten Sie sich fragen, ob es wirklich nötig ist oder ob Sie diese nicht einfach beim Rüsten und Waschen entfernen können.
Tipps gegen Schädlinge und Krankheiten
- Läuse: Von Hand abstreifen, kalter Wasserstrahl am Morgen, bei Buschbohnen vorbeugend einjähriges Bohnenkraut dazusäen, bei Rosen Lavendel als Pflanzpartner, spritzen mit Schmierseife. Mit etwas Geduld siedeln sich Nützlinge an. Bei Johannisbeeren im Frühjahr die Läuse unbedingt behandeln. Bei Salatsetzlingen regelmässig kontrollieren, Läuse lieben das kleine, zarte Salatherz. Nützlinge: Schlupfwespen, Florfliegen, Marienkäfer und ihre Larven, Vögel.
- Schnecken: Schneckenzaun oder -hüte, den Boden im Herbst umgraben – so kommen die Schneckeneier an die Oberfläche und bei Frost erfrieren sie. Regelmässig die Bodenoberfläche lockern. Nützlinge: Igel, Blindschleichen, Kröten, Vögel, Laufenten.
- Krautfäule und Blütenendfäule: Tomaten an einem warmen, geschützten Standort pflanzen. Auf eine gute Grunddüngung achten. Als Vorbeugung gegen die Krautfäule wöchentlich Molke verdünnt mit Wasser im Verhältnis 1:10 mit einer Sprühflasche spritzen – diese Behandlung macht vor allem im Freiland Sinn. Wichtig ist auch, dass Stauhitze vermieden wird – sie begünstigt Weisse Fliegen. Dagegen helfen Nützlinge wie Schlupfwespen oder das Pflanzenschutzmittel «Neem».
- Knoblauch bei Erdbeeren gepflanzt wirkt vorbeugend gegen Grauschimmel.
- Bei Mehltau 1 Beutel Backpulver mit 3 Liter Wasser verdünnen, im Zerstäuber spritzen.
Text: Esther Pensa Bild: Bettina Häfliger