Suchen:

Schnittzeitpunkt im Naturgarten

Schnittzeitpunkt im Naturgarten
Beitrag teilen

Schnittzeitpunkt im Naturgarten

Trockene Samenstände und verdorrte Blätter von Stauden sollten während des Winters stehen gelassen werden. Wer im Frühling jedoch alles sofort runterschneidet, schadet vielen überwinternden Insekten. Es gilt deshalb, den richtigen Schnittzeitpunkt im Naturgarten abzuwarten.

Auch wenn der Garten im Winter scheinbar tot ist: Im Boden, unter der Laubschicht, in Pflanzenstängeln, unter Baumrinden, in Ritzen, im abgestorbenen Gras oder im Kompost schlummert eine Unzahl Lebewesen, die im nächsten Frühling den Garten wieder beleben. Die Schere bleibt zu, denn der richtige Schnittzeitpunkt im Naturgarten muss abgewartet werden. Und wenn man jetzt auf scheinbar tote Insekten stösst, lässt man sie am besten dort, wo man sie gefunden hat, sofern dieser Ort weiterhin frostfrei, aber dennoch kühl bleibt.

Die Kür des Nichtstuns

«Am ökologischsten gärtnert man, wenn man die Staudenbeete das ganze Jahr über ge-mischt stehen lässt – also Blühendes neben Verblühtem. Denn damit die Puppen oder Eier von Schmetterlingen und Insekten ohne Risiko eine neue Generation bilden können, müssen die Stauden bis mindestens im Mai, besser noch bis Juni stehen gelassen werden», sagt Biologin Christa Glauser. Wildbienen verbringen fast 9 Monate als Larve. Stängelnister sind zum Beispiel darauf angewiesen, dass die Pflanzenstängel – etwa von Königskerzen – sogar über mehrere Jahre erhalten bleiben. Im ersten Jahr blüht die Pflanze und verdorrt im Herbst. Wildbienen nisten erst im zweiten Jahr darin und schlüpfen im dritten Jahr. Es gilt also, umzudenken: Ein lebendiger Garten ist einer, der den Zyklus von Werden und Vergehen nicht nur über den Winter, sondern über alle Jahreszeiten macht.

 

3 Fragen an Eva Inderwildi von BirdLife Schweiz
Die Samenstände, die den Winter über stehen bleiben, sehen im März nicht mehr so attraktiv aus. Gibt es einen Kompromiss zwischen schön und naturnah?

Sie können markhaltige Stängel für Wildbienen zugänglich machen, indem Sie die Samen-stände Ende Winter, wenn die Samen gefressen sind, abschneiden und die Stängel stehen lassen. Das fällt dann im Beet kaum auf. Ge-wisse Bienenarten nagen sich Nistgänge in das frei zugängliche Pflanzenmark. Diese geköpften Stängel müssen mindestens 1 bis 2 weitere Jahre stehen bleiben. Möchte man das nicht, so kann man die Stängel auch ab-schneiden und gebündelt an einem geeigneten Ort im Garten senkrecht anbringen. Man kann natürlich auch nur einen Teil stehen lassen oder sonstige wilde Gartenecken anbieten.

 

Wie soll man hohle Stängel aufhängen, damit sie besiedelt werden – z. B. in Form eines selbstgebauten Insektenhotels?

Hohle Stängel sollten immer waagrecht prä-sentiert und hinten abgeschlossen, also dun-kel, liegen. Die Kanten sollten sauber geschlif-fen oder abgeschnitten sein. Am besten an ei-nem sonnigen Ort aufstellen, wo nicht unbe-dingt viel Wasser hinkommt. Sie können auch frisch abgeschnittene Brombeerstängel neh-men, die nicht hohl sind. Diese hängen Sie in Bündeln senkrecht auf, z.B. an einem Ma-schendrahtzaun.

 

Soll man Ziergräser nach dem Schneiden noch bis im Mai/Juni geschützt am Haus aufstellen, da viele Schmetterlinge erst dann schlüpfen?

Ziergräser bringen den Schmetterlingen nichts, da sie nicht aus unserem Ökosystem stammen, womit die Schmetterlinge keine Eier daran ab-legen. Viel nützlicher ist es, im Garten einen Streifen Altgras stehen zu lassen und erst im Frühsommer zu mähen. Dies hilft auch vielen anderen Tieren.

Tipps zum naturnahen Garten gibst bei BirdLife Schweiz

Infos zu hohlen Pflanzenstängeln:

 

Text: Eva Inderwildi, BirdLife Foto: twenty20

 

Das könnte Sie auch interessieren: Ein Garten für Käfer

Keine Kommentare

Kommentar hinzufügen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .