Rispen und Fontänen
Gräser bringen Bewegung und Drama in den Garten. Ihr zartes Äusseres täuscht, denn die meisten Arten sind robust und laufen im Herbst und Winter zur Hochform auf.
Prächtige Effekte erzielt man mit Sorten von Chinaschilf (Miscanthus). Da manche Sorten stattliche Grössen erreichen, ist eine kluge Platzierung wichtig, weil sie sich – einmal angewachsen – nur schlecht entfernen lassen. Sorten wie ‘Grosse Fontäne’ und ‘Malepartus’ werden leicht bis 2,50 m hoch und bieten auf diese Weise einen idealen Sichtschutz. ‘Morning Light’ mit weiss panaschiertem Blattwerk ist eine der besten Sorten. Für kleinere Beete und Anlagen gibt man eher Zwerg-Sorten wie ‘Adagio’ und ‘Yakushima Dwarf’ den Vorzug. Die meisten Auslesen begeistern mit einer faszinierenden Herbstfärbung, die ihre attraktiven Blütenstände wunderbar zur Geltung bringt. Anmutig wirkt das zarte Riesen-Federgras (Stipa gigantea), das jedoch als Solitär besser in einer zurückhaltenden Pflanzung oder im Kiesgarten begeistert. In den Sommermonaten funkeln seine Blütenstände golden, sie überdauern jedoch selten den Winter.
Wogende Wellen
Niedrigere Arten wie Zartes Federgras (Nasella tenuissima, früher: Stipa tenuissima), Lampenputzergras (Pennisetum, Bild) und Waldschmiele (Deschampsia) sorgen für Schwung und Bewegung im Beet. In Bändern oder Gruppen gepflanzt, entstehen pflegeextensive Gestaltungen voller Schönheit, die sich mit anspruchslosen Stauden wie Astern, Fetthenne, Sonnenhut (Rudbeckia) und Taglilien (Hemerocallis) aufpeppen lassen.
Aufrechte Horste
Rutenhirsen (Panicum) stammen aus den Hochgrasprärien Nordamerikas und bilden attraktive aufrechte Horste, die eine gewisse Ordnung ausstrahlen. Im Sommer schmücken sie sich mit filigranen Blütenschleiern und viele Sorten entwickeln eine fantastische Herbstfärbung. In dieser Hinsicht sind vor allem ‘Rehbraun’, ‘Shenandoah’ und ‘Hänse Herms’ zu empfehlen. Metallisch blau hingegen schimmert das Laub von ‘Heavy Metal’ und ‘Heiliger Hain’, wobei sich Letztere an den Blattspitzen burgunderrot färbt. Sorten wie ‘Cloud Nine’, ‘Dallas Blues’ und ‘Northwind’ eignen sich aufgrund ihrer Höhe von 1,80 m auch als Solitär oder als trendige Alternative zur Hecke.
Rhythmus und Struktur
Straff aufrecht, standfest und von architektonischer Schönheit ist auch das Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora ‘Karl Foerster’). Weiss gestreift sind die Blätter von ‘Overdam’ und ‘Avalanche’, die allerdings zu hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit nicht vertragen. Das dekorative Diamantgras (Calamagrostis brachytricha) schätzt einen Boden, der nie ganz austrocknet. Es wächst aufrecht und bildet ab September fedrige, lockere, silbrig-rosafarbene Blütenrispen, an denen sich die Tautropfen fangen.
Filigrane Transparenz
Robust, elegant und anspruchslos kommen die Vertreter von Pfeifengras (Molinia caerulea, M. arundinacea) daher. Dessen filigrane Blüten schweben über dichten Laubhorsten, die sich im Herbst goldgelb verfärben. Pfeifengräser sollten frei stehen, damit sie ihre Wirkung entfalten können. Wuchshöhen von über 1 m erreichen die Sorten ‘Cordoba’, ‘Fontäne’, ‘Skyracer’ und ‘Transparent’. Kompakter bleiben ‘Moorhexe’ und ‘Edith Dudszus’.
Stars für milde Lagen
Das wärmeliebende, aus Texas stammende Rosa Haargras (Muhlenbergia capillaris) wirkt am besten in Gruppen. Im September entfaltet es seine hauchzarten Blütenähren und hüllt ganze Beete in eine rosa Wolke ein. Es ist wintergrün und wächst am besten an einem sonnigen, geschützten Platz. Einen Hauch von Rosa versprühen auch die Blüten von Orient-Lampenputzergras (Pennisetum orientale ‘Tall Tails’ bzw. ‘Karley Rose’). Beim Roten Lampenputzergras (P. setaceum ‘Rubrum’) hingegen sind Laub und Blütenrispen dunkelrot gefärbt. Letzteres ist eine gute Wahl für Töpfe, wo es sich reizvoll neben Zweizahn (Bidens) und Mädchenauge (Coreopsis) ausnimmt.
Standort und Pflege
Die meisten Gräser fühlen sich in einem mässig fruchtbaren, gut dränierten Boden wohl. Ist die Erde zu nährstoffreich, leidet die Standfestigkeit. Bei immergrünen Gräsern wie Federgras, Rasen-Schmiele und Haargras werden die Horste im zeitigen Frühjahr mit den Fingern durchgekämmt und die alten Blütenstände vorsichtig mit der Schere entfernt. Sommergrüne Gräser wie Chinaschilf, Rutenhirse, Pfeifen- und Federborstengras schneidet man im Spätwinter oder Frühjahr vor dem Neuaustrieb dicht über dem Boden ab. In rauen, winternassen oder schneereichen Lagen bindet man Gräser-Horste am besten zusammen, um das Innere des Horstes vor Nässe zu schützen. In milden Regionen kann man Gräser bereits im Herbst pflanzen, andernorts empfiehlt sich eine Frühjahrspflanzung. Gräser lassen sich gut über Teilung im Frühjahr oder Herbst vermehren.
Text & Bild: Annette Lepple