
Pflanzen gezielt verwildern lassen
Eine Bepflanzung kann man nicht einfach sich selbst überlassen: Wer einen lebendigen Garten möchte, muss Pflanzen gezielt verwildern lassen. Denn einige Arten sind zu dominant, während andere etwas Unterstützung benötigen.
Mit dem Hauskauf kommt der Garten. So oder ähnlich geht es bei einem Besitzerwechsel oft zu. Doch bestehende Gartenbepflanzungen zu pflegen, ist nicht ganz einfach: Mit zunehmendem Alter dominieren einige Arten, andere verschwinden. Es gilt deshalb, Pflanzen gezielt verwildern zu lassen. Oftmals wurde der Garten einst gezielt und locker bepflanzt – so, dass über Monate stets einzelne Stauden in Blüte stehen.
Keine Streicheleinheiten
Zu den Eroberern zählen etwa die Küchenschellen: Sie sind äusserst genügsam und begrüssen die Vernachlässigung ihrer Pflege – am besten gedeihen sie, wenn man sie in Ruhe wachsen und verblühen lässt. Während die versamten Primeln (Primula vulgaris) den weiteren Stoffwechsel in ihre Blattmasse investieren, bilden Pulsatilla nach dem Verblühen attraktive «Haarmannli», ähnlich ihrer Wildform (P. alpina). Die langen Staubfäden fliegen vom Wind getragen zum neuen, passenden Standort.
Beschränkte Kreatitvität
Will man im wilden Garten neue Arten einbringen, ist etwas Aufwand nötig: Dazu muss die Erde grosszügig ausgestochen und aufgefrischt werden – nur so bleibt den Neuzuzügern Platz, um sich zu entfalten. Die Gestaltung jahrelang verwachsener Beete lässt allerdings nur eine beschränkte Kreativität zu. Zu dominant und verwurzelt sind einige Pflanzenbewohner.
Naturbelassene Wiese
Jede Gestaltung beginnt mit einer Idee, etwa zu jeder Jahreszeit Blüten in Sichtweite zu haben. Doch gezielte Arten zu verwildern, passiert oft umgekehrt – wenn zum Beispiel die Rasenfläche um Frühlingsblüher bereichert wird, um leuchtende Farbtupfer in den Teppich zu weben. Krokusse, Primeln, Veilchen (Viola odorata) oder Blausterne (Scilla-Arten) lassen sich besonders gut in einen bestehenden Rasen integrieren. Einmal hinzugefügt, vermehren sie sich uneingeschränkt und verdrängen oftmals die unscheinbaren Rasengräser.
Kräfte sammeln lassen
Vorerst unsichtbar unter der Oberfläche, speichern Zwiebelblüher ihre Kräfte in der Zwiebel ein, um danach dem Licht entgegenzuwachsen. In oft knalligen Farben verschmelzen sie mit dem Rasen oder der Wiese zu einem einzigartigen Blütenteppich. Dazu die bereits bewachsene Fläche im Herbst mit den gewünschten Zwiebeln bestücken. Damit die Inszenierung ganz natürlich aussieht, hilft ein einfacher Trick: Die Zwiebeln mit der Hand ins Grün werfen. Wo die Knollen zu Boden fallen, mithilfe der Zwiebelpflanzschaufel Löcher ausstechen. Ins Loch eine Handvoll Gartensand streuen, die Zwiebel darin platzieren und mit Humus oder der Grasnarbe bedecken.
Wildheit zulassen
Für Zwiebelblüher gut bewährt haben sich Standorte unter Gehölzen oder Bäumen. Dort ist die Erde durchwurzelt, durchlässig und trocknet über die Sommermonate regelmässig ab. Ideale Voraussetzungen also für die Bildung von Brutzwiebeln. Unter Sträuchern gedeihen Leberblümchen (Hepatica nobilis), Winterlinge (Eranthis hyemalis), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Traubenhyazinthen (Muscari armeniacum) oder Strahlenanemonen (Anemone blanda) besonders gut. Zwingend für das Gedeihen aller Zwiebelblüher, egal an welchem Standort, ist genügend Zeit zum Abblühen: Nach der Blüte benötigen die Pflanzen einige Wochen, um ihre Nährstoffe einzulagern. Deshalb erst dann mähen, wenn das Zwiebellaub nach rund 5 bis 6 Wochen vergilbt ist.
Text & Fotos Ruth Schläppi
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