
Nützlinge und Schädlinge im Gemüsegarten
Jetzt ist der Garten unserer Bioexpertin voller Leben: Die Kräuter- und Gemüsebeete laden zum Schmecken und Probieren ein. Dazwischen stibitzen vorwitzige Hummeln Nektar aus engen Blütenröhren und emsige Ameisenlöwen bauen ausgeklügelte Fallen. So leben Nützlinge und Schädlinge im Gemüsegarten.
Unser 15 m hoher Kirschbaum hatte bereits 2005, als wir unser Gartengrundstück übernahmen, ein beträchtliches Alter. Trotzdem erfreut er uns jedes Jahr mit seiner Blütenpracht und – in den meisten Jahren – mit einer Fülle schmackhafter Kirschen. Geerntet werden die schmackhaften Früchte bereits im Juni, wenn sie noch relativ fest und knackig sind. Dabei beschränken wir uns beim Pflücken auf die unteren, gut erreichbaren Zweige. In der Krone, in der die schönsten Früchte hängen, feiern die Vögel ihr eigenes Fest. So leben Nützlinge und Schädlinge im Gemüsegarten.
Im Kräuterparadies
Für einen Rundgang durch den Kräutergarten ist der Juni sicher die allerschönste Zeit – nicht nur, weil jetzt die Rosen blühen und mit ihrer Farbenpracht und ihrem Duft verzaubern. ‘Augusta Luise’, ‘Reine des Violettes’ und andere Klassiker verführen dazu, die Nase tief in die leuchtenden Blüten zu stecken und sich am Duft zu erfreuen. Besonders die Damaszener-Rose ‘Jacques Cartier’ hat es mir angetan – aus ihren Blüten stellen wir jährlich 2 bis 3 Liter köstliches Rosenhydrolat her. Aber auch die Gewürz- und Heilpflanzen haben jetzt ihre «Hochzeit».
Achtung Falle!
Auch besonders viele Insekten gibt es in dieser Zeit zu beobachten: Während Doldenblütler wie Gewürzfenchel besonders Schwebfliegen anziehen und sich auf den Blüten der Engelwurz Schmetterlinge und Rosenkäfer trunken vom Blütenstaub tummeln, werden die Lippenblütler gerne von den verschiedenen Bienenarten besucht. Der für manche «streng» riechende Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) ist hingegen der absolute Liebling der grossen Blauen Holzbiene. Die bis zu 2 m hohen Blütenstängel des Färberwaids (Isatis tinctoria) werden von Honigbienen umschwärmt, während verschiedene Hummelarten gerne Wildpflanzen, etwa die rote Taubnessel besuchen. Besonders grosse Hummeln schaffen es oft nicht, in die Blütenhälse hineinzuschlüpfen. Sie haben deshalb einen besonderen Trick: Ein nagendes Geräusch verrät, dass sie von aussen ein Loch in die Blüte beissen, um so an den begehrten Nektar zu kommen.
Ameisenlöwen und Sandbienen
Bei genauem Hinsehen habe ich zudem entdeckt, dass zwischen den Fugen unseres mit Granitsteinen gepflasterten Vorplatzes eine Kolonie von Ameisenlöwen ein Zuhause gefunden hat, erkennbar an den bis zu 3 cm grossen gebildeten Trichtern aus Erde und Sand. Doch sie haben Konkurrenz bekommen: In unmittelbarer Nachbarschaft beginnen einige Sandbienen mit der Ausstattung ihrer gegrabenen Brutgänge.
An den Winter denken
Kabis, Rotkraut, Federkohl und Wirz werden jetzt ausgesät, um Anfang August an ihren endgültigen Standort verpflanzt zu werden. Dadurch lässt sich der Schädlingsbefall vermindern. Gerade kältetolerante Gemüsearten sind bei heissen Sommertemperaturen besonders anfällig auf Weisse Fliegen. Und es ist doch sehr unangenehm, wenn sich bei zufälliger Berührung der Kohlpflanzen eine ganze Wolke der geflügelten Lästlinge in die Luft erhebt.
Text: Alexandra Milesi Foto: Susanna Nüesch
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