Naturnaher Präriegarten
Nordamerikas Prärien verhalfen der niederländischen Gartengestalterin Lianne Pot zu ihrem unverwechselbaren Stil. Sie verrät, wie ein naturnaher Präriegarten entsteht und was es bei der Gestaltung zu beachten gilt.
Das wilde Spiel der Gräser erreicht einen Höhepunkt, wenn die Januarstürme über Westfriesland hinwegfegen. Böen schlagen kurzzeitig Breschen in das Meer aus Halmen und Ähren im Garten von Lianne Pot. Tänzelnd weichen sie den Stössen aus und wirbeln umeinander. Vor 15 Jahren schuf sie in dem kleinen niederländischen Dorf De Wilp, 30 km westlich von Groningen, ein 3500 m² grosser naturnaher Präriegarten, der als Schaugarten zu einem Besuchermagneten geworden ist und ihr gleichzeitig als Inspirationsquelle für ihre eigenen Entwürfe dient.
Ein Erbe der Prärie
Sie hat gelernt, dass Pflanzen, die seit Jahrhunderten an das Gedeihen unter widrigen natürlichen Bedingungen gewöhnt sind, besonders nachhaltig und damit umweltfreundlich sind. Denn ihre tiefen, starken Wurzeln – ein Erbe von niederschlagsarmen Zeiten in den Prärien – wappnen die krautigen Pflanzen gut gegen Trockenheit und Nährstoffmangel. Die Pflanzen ziehen auch nützliche Insekten an und sind robust gegen Schädlinge und andere Krankheiten. Im Gegensatz zu vielen heimischen Wildpflanzen, die häufig von nährstoffarmen Standorten stammen, kommen Präriepflanzen gut mit unseren fruchtbaren Gartenböden zurecht. Zudem sind sie sehr konkurrenzfähig und können sich gut gegen Beikräuter wehren.
Inspiration in Gross und Klein
Das typische Pflanzenspektrum umfasst Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), Prachtscharten (Liatris), Ehrenpreis (Veronica longifolia, V. spicata), Staudenlupinen (Lupinus perennis), Bastardindigo (Amorpha), Staudensonnenblumen (Helianthus decapetalus) und Astern (Symphotrichum). Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Hochgras-Prärie mit Pflanzen, die für fruchtbare, feuchte Böden geeignet sind, und der Kurzgras-Prärie. Denn Gewächse, die eher magere Standorte benötigen, gibt es vereinzelt auch. Alle Präriepflanzen lieben die Sonne, deren Licht sie mindestens einen halben Tag geniessen wollen. Sie sind daher nicht für schattige Gartenbereiche geeignet.
In natürlicher Harmonie
Für Lianne Pot liegt die Kunst der Gestaltung mit Präriepflanzen in einem ausgeklügelten System aus Gräsern und farbenfrohen Stauden. Zwar gibt es in ihrem Garten zu jeder Jahreszeit auch farbliche Höhepunkte, doch ohne ein Gerüst aus spannenden Formen und Strukturen verlieren die Bepflanzungen leicht ihren Reiz – vor allem dann, wenn die schönen Blüten verwelkt sind. Das macht sich besonders im Herbst bemerkbar, wenn der Garten zunehmend von Brauntönen durchzogen ist. In dieser Zeit zeichnen sich Pflanzen aus, die mit einer guten Struktur glänzen können – und das sind an erster Stelle Ziergräser wie Rutenhirse (Panicum virgatum), Diamant-Reitgras (Calamagrostis brachytricha) und Pfeifengras (Molinia). Doch auch Prachtscharten und Goldruten sehen mit ihren getrockneten Blüten und schimmernden Samenköpfen noch prächtig aus. Ebenso bleiben die verwelkten Blütenköpfe der Indianernesseln bis weit in den Winter hinein in Form schwarzer Punkte in den Beeten sichtbar.
Text: Michael Breckwoldt Foto: Sabrina Rothe
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