Munteres Nischen-Dasein
Fetthennen sind wertvoll für bestäubende Insekten und haben in jedem Garten Platz. Ob als Zwerg oder eleganter Solist – sie faszinieren mit langer Blütezeit, schönem Laub und dekorativen Samenständen.
Fetthennen können in ihren fleischigen Blättern Wasser speichern und längere Trockenheit überstehen. Ihr robustes, anspruchsloses Wesen macht sie wertvoll für unsere Gärten, wo sie an unterschiedlichen Plätzen mit durchlässigem Boden gedeihen, solange diese sonnig sind. Aufgrund ihrer langen Blütezeit, die oftmals bis zum Herbst dauert, sind sie eine gute Nahrungsquelle für Insekten.
Genügsame Zwerge
Die kleinsten Arten werden nur etwa 5 bis 10 cm hoch. Sie eignen sich für Stein- und Kiesgärten, zur Begrünung von Mauerkronen und Dächern oder für die Bepflanzung von Schalen und Töpfen, wo man ihre Formenvielfalt in Augenhöhe bewundern kann. Mauerpfeffer (Sedum acre) und Felsen-Fetthenne (S. rupestre) wachsen in der Natur auf Geröllflächen und Felsen. Beide sind immergrün und öffnen den ganzen Sommer über zahlreiche gelbe Blüten, die wie kleine Sterne anmuten. Da sie fast kein Substrat benötigen, lassen sie sich ganz einfach ansiedeln. Man zwackt ein kleines Stück mit Wurzeln von einer Pflanze ab und steckt den Abschnitt mit wenig Erde an den gewünschten Platz. Im Nu entwickeln sich reizende blühende Teppiche, die keinerlei Pflege benötigen. Die Spatelblättrige Fetthenne oder Colorado-Fetthenne (S. spathulifolium) bildet zierliche Blattrosetten von bewundernswerter Perfektion. Die Sorte ‘Purpureum’ hat purpurrötliches Laub, von dem sich die gelben Blütensterne apart abheben. Diese Art gedeiht auch im Halbschatten.
Juwele für Liebhaber
Die Kaukasus-Fetthenne (S. spurium) und das Kamtschatka-Fettblatt (S. kamtschaticum) eignen sich besonders gut für pflegeextensive Anlagen. Ein Bijou für Liebhaber ist S. rubrotinctum mit rot überhauchten Blättern. Die Mexikanerin ist wärmebedürftig und verträgt keinen starken Frost, was sie für eine Topfkultur prädestiniert. In milden Regionen wie dem Tessin kann man eine Freilandkultur wagen. Verschiedene Arten und Sorten der zwergwüchsigen Fetthenne lassen sich gut untereinander oder mit anderen Steingartenstauden wie Hauswurz (Sempervivum), Gänsekresse (Arabis), Sandkraut (Arenaria), Bitterwurz (Lewisia), Seifenkraut (Saponaria) und Steinbrech (Saxifraga) kombinieren. Tipp: Aufgrund ihrer Genügsamkeit eignen sich die Zwerge perfekt für die Bepflanzung besonderer Gefässe oder Gegenstände, etwa Topfdeckel, Dachziegel, flache Schalen oder alte Schuhe. Der gestalterischen Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Bodenanspruch und Rückschnitt
Im Gegensatz zu ihren unkomplizierten, zwergwüchsigen Geschwistern verlangen mittlere und hohe Fetthennen etwas mehr Aufmerksamkeit. Wie kaum eine andere Staude reagieren sie empfindlich auf zu viel Stickstoff. Bei zu fettem Boden sind die Triebe wenig standfest und das Laub von dunklen Sorten hellt sich auf. Ist der Boden zu mager, überleben die Pflanzen zwar, sehen aber nicht besonders hinreissend aus. Am besten entwickeln sie sich in durchlässigem, frischerem Substrat mit ausgeglichenem Nährstoffangebot. Der Standort sollte luftig und sonnig sein. Einen positiven Einfluss auf Aussehen und Standfestigkeit hat der sogenannte «Chelsea Chop», der Rückschnitt, den man zur Zeit der «Chelsea Flower Show» ausführt. Dafür werden die Triebe Ende Mai um ein Drittel zurückgeschnitten. Die Pflanze wird danach kompakter und die Blütentriebe verzweigen sich stärker. Es erscheinen mehrere, aber kleinere, filigran wirkende Blütenstände und die Blütezeit verzögert sich ein wenig.
Text & Bild: Annette Lepple