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Mit dem Wetter gärtnern

Mit dem Wetter gärtnern

Mit dem Wetter gärtnern

Unsere Biogärtnerin Alexandra ist süchtig nach dem Wetterbericht. Wer ebenfalls mit der Natur gärtnert, versteht sie: Natürlich gärtnern bedeutet auch, sich nach dem Klima zu richten. Wer mit dem Wetter gärtnert, plant seine Arbeiten ganz anders.

Ja, ich kann nicht anders: Mehrmals täglich checke ich die Prognosen für die Verhältnisse der nächsten Stunden und Tage. Deswegen treffen mich Freundinnen und Bekannte meist gut informiert an. Kommentare zum Wettergeschehen wie, «heute ab 17 Uhr Schauer, dann wieder freundlich» oder «tiefe Temperaturen am Wochenende» rufen bei meinen Mitmenschen oft ein Schmunzeln oder himmelwärts verdrehte Augen hervor. Doch wir Gärtnerinnen und Gärtner wissen: Wer mit dem Wetter gärtnert, kann sich viel Aufwand sparen – etwa das Schleppen von unzähligen Giesskannen, das anfällt, wenn Jungpflanzen kurz vor einer Hitzeperiode ins Freiland gesetzt werden.

Vor Nieselregen säen

Selbstverständlich sind die Prognosen nicht immer zuverlässig und können vor allem bei lokalen Wetterphänomenen auch einmal sprichwörtlich «ein Dorf danebenliegen». Im Grossen und Ganzen liefern sie jedoch gute Richtwerte. Wenn es also in der Prognose heisst: «Heute ab 17 Uhr leichter Regen», macht es Sinn, zum Beispiel Aussaatarbeiten so zu planen, dass der leichte frühabendliche Nieselregen die ausgebrachten Samenkörner wie von selbst in den Boden einschlämmt. Wer viele Jahre lang am selben Standort gärtnert, wird vermutlich auch die Erfahrung gemacht haben, dass extreme Wetterphänomene in den letzten Jahren immer mehr zugenommen haben. Mittlerweile ist eine Juni-Hitzewelle bereits im April schon fast normal geworden.

Süsses Frühgemüse

Im April wird der Grundstein für eine reiche Ernte in den Sommer- und Herbstmonaten gelegt – mit dem Wetter gärtnern ist während dieser unbeständigen Jahreszeit besonders anspruchsvoll. Rüebli, Erbsen und Kefen werden ins Freiland gesät; bei den Auskernerbsen haben sich in meinem Garten ‘Wunder von Kelvedon’ und ‘Frühes Wunder’ bestens bewährt. Beide Sorten haben eine relativ kurze Vegetationszeit und schaffen deshalb bereits im Frühsommer Platz für neue Kulturen. Bereits bei der Aussaat setze ich am Anfang und am Ende der Reihe je einen Pfosten – bei langen Reihen zusätzlich auch mittig. Sobald die Jungpflanzen die ersten Ranken entwickeln, werden zwischen den Pfosten doppelreihige Schnüre gespannt, an denen sich die Pflanzen festhalten können.

Ideale Vorkultur

Mein Liebling bei den Kefen ist die alte Sorte ‘Schweizer Riesen’ – nicht nur, weil sie mit ihren wunderschönen violetten Blüten erfreut. Die Hülsen sind gegenüber anderen Sorten relativ gross und, im jungen Stadium geerntet, fadenfrei. Kefen säe ich gerne im Ring und binde sie später möglichst locker an Pfählen auf, damit sich zwischen den Pflanzen keine feuchte Luft staut, die Pilzerkrankungen begünstigt. Da die Hülsenfrüchte an ihren Wurzeln eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien eingehen, sind sie eine ideale Vorkultur für starkzehrende Pflanzen.

 

 

 

Text: Alexandra Milesi    Fotos Susanna Nüesch

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