Geliebte Frühblüher
Ab Februar zeigen sich im schattigen Gehölz die ersten bunten Farbtupfer. Reinweiss, hellrosa, lila und buttergelb beginnt es zwischen Hecken und Sträuchern zu blühen.
Der Reigen der frühen Blüher beginnt mit der wunderschönen Christrose (Helleborus). Streng genommen ist sie ein Winterblüher. Sie ist eine solch imposante Erscheinung, dass sie sogar in Einzelstellung eine gute Figur macht – ganz im Gegensatz zum Winterling (Eranthis hyemalis), der seinen buttergelben Charme am schönsten in gebündelter Gruppenstärke ausspielt. Damit steht er nicht alleine da. Ein einzelnes Schneeglöckchen ist hübsch. Eine ganze Wiese voller Schneeglöckchen ist hingegen grandios. Die Gattung Galanthus umfasst etwa 20 Arten in Hunderten von Sorten. Mit ihren kleinen weissen und teils duftenden Blüten begrüssen sie ab Februar die Frühjahrssonne. Schneeglöckchen lassen sich einfach vermehren, indem man nach der Blüte die Brut- von den Mutterzwiebeln trennt und separat einpflanzt. Das gleiche Vorgehen ist auch bei anderen Zwiebelpflanzen möglich, etwa beim Märzenbecher (Leucojum vernum) oder bei den Blaustern-Arten (Scilla).
Bitte nicht stören!
Wer den Zauber des blühenden Gehölzsaums jedes Jahr ein wenig intensiver erleben möchte, darf die tapferen Frühblüher nicht stören. Nur wenn an ihrem Standort weder gehackt noch gejätet wird, können die Pflanzen verwildern. Sie lieben die meditative Stille. Über die Jahre erobern sie geeignete Gehölz- und Beetbereiche durch Selbstaussaat oder unterstützt durch Ameisen, die ihre Samen verbreiten. Dabei zeigen sie sich ausserordentlich beharrlich. Kissenprimeln (Primula vulgaris) machen in ihrem Entdeckergeist auch vor vermoosten Rasenflächen nicht Halt. Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Lungenkraut (Pulmonaria) und Lerchensporn (Corydalis) haben sich bestens an den Wurzeldruck der flachwurzelnden Laubgehölze angepasst. In Kombination mit der Wald-Schlüsselblume (Primula elatior) und dem Leberblümchen (Hepatica nobilis) verwandeln sie triste Gehölzsäume über die Jahre hinweg in natürlich anmutende Waldbilder.
Text & Bild: Judith Supper