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Gartentrends kurz erklärt

Gartentrends kurz erklärt

Gartentrends kurz erklärt

New German Style, Dutch Wave, Guerilla Gardening oder Blackbox Gardening: Was versteht man eigentlich genau unter diesen Begriffen? Und was davon kann man im eigenen Garten umsetzen? Hier gibt’s etwas Weiterbildung im Januar: Gartentrends kurz erklärt.
Hortus

Eher eine Lebensphilosophie als ein reiner Gartentrend ist der Naturgarten. Strikte Verfechter sehen in ihm ausschliesslich heimische Wildpflanzen, Blumenwiesen statt Rasen sowie Naturbaustoffe und regionale Baumaterialien. Nährstoffarme Rohböden werden oft als Pflanzsubstrat verwendet und Versiegelungen so weit es geht vermieden. Der Verzicht auf Torf, mineralischen Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel versteht sich von selbst. Einen Schritt weiter geht «Hortus»: ein ganzheitliches Gartenkonzept, das den Naturgarten und die Permakultur – eine Anbaumethode mit dem Ziel, nutzbare Ökosysteme zu schaffen, die sich selbst erhalten – in einem System verbindet.

New German Style

Der «New German Style» ist keine PR-Idee, sondern die Würdigung neuer deutscher Gärten durch britische Gartengestalter. Auf der Suche nach einer Staudenverwendung jenseits ihrer geliebten, aber nostalgischen «Mixed Borders» stiessen sie in den 1980er-Jahren auf Pflanzungen von Rosemarie Weisse  und Urs Walser, die mit ihrer damals ungewöhnlichen Pflanzenverwendung neue Massstäbe setzten. Basierend auf den Lebensbereichen der Pflanzen, strebten sie natürliche Pflanzengesellschaften an, bestehend aus Kultur- und Wildpflanzen. Die vorgesehene Fläche darf nicht zu klein sein, denn zur dynamischen Entfaltung brauchen die Stauden Platz – nur dann kommt die gewünschte Wirkung zur Geltung.

Dutch wave

Etwa zur selben Zeit experimentierte der Gartengestalter Piet Oudolf in den Niederlanden mit Gräsern und Wildstauden. Er hatte von Anfang an einen ganz anderen Blick auf die Pflanzen. Seine Art, Stauden zu kombinieren, stützt sich in erster Linie auf die Gestalt der Pflanzen, ihre Struktur, Textur und Bewegung. Die Blütenfarben spielten für ihn eine eher untergeordnete Rolle; er pflanzte Stimmungen. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er der Ästhetik des Vergehens: absterbende Stauden, Samenstände, morbide Schönheit. Raureif verzaubert diese Beete ein weiteres Mal – im eigenen Garten ist das nur möglich, wenn man ihn nicht frühzeitig abräumt.

Prärie- und Steppengarten

Im Präriegarten werden schwingende Gräser und farbenfrohe Stauden in langgezogenen Drifts angeordnet, was an eine Naturwiese erinnert. Die Pflanzen wachsen scheinbar planlos und wild durcheinander, sind aber in Wirklichkeit nach genauem Plan gesetzt. Durch ihre Herkunft sind Präriestauden extreme Lebensbedingungen gewohnt, robust und anpassungsfähig. Deshalb kommt ein Präriegarten – vorausgesetzt, man beachtet beim Planen und Anlegen ein paar Regeln – ohne grosse Pflegemassnahmen wie zusätzliches Wässern aus. Je mehr Platz zur Verfügung steht, desto schöner wird das Ergebnis, weil der Wiesencharakter besser durchkommt. Aber auch ein breiter Streifen lässt sich gut in ­einen «Präriestreifen» umwandeln.

Blackbox Gardening

Statt detaillierter Bepflanzungspläne, heisst es hier: Der Mensch denkt – die Pflanze lenkt. Wesentliches Merkmal ist die Verwendung von Samen und sich versamender Initialpflanzen, die dann mehr oder weniger dem Zufall und der Dynamik überlassen werden. Das Ergebnis ist ein absolut lebendiger Garten, in dem jede Pflanze an einem geeigneten Standort wächst, den sie sich selbst ausgesucht hat. Die Stars unter den «Blackbox»-Pflanzen sind Stockrose (Alcea ficifolia), Akelei (Aquilegia vulgaris), Natternkopf (Echium vulgare), Königskerze (Verbascum densiflorum), Spornblume (Centranthus ruber) und Nachtkerze (Oenothera biennis).

Urban Gardening und Guerilla Gardening

Die Wurzeln dieser Bewegung liegen in den New Yorker Gemeinschaftsgärten der 1970er-Jahre. Die «Community Gardens» waren grüne Oasen auf innerstädtischen Brachen. Nicht die Versorgung mit Lebensmitteln steht im Vordergrund, sondern die Begrünung des Umfelds, die Bereicherung des Lebens und die Schaffung neuer Gemeinschaften. Wenn «Urban Gardening» politisch wird, heisst es «Guerilla Gardening». So werden in Nacht- und Nebelaktionen brachliegende Flächen begrünt: Sonnenblumen auf Verkehrsinseln, Wiesen-Salbei an Strassenrändern und Moosbilder an Betonwänden. Schweizer Pionier war der leider 2024 verstorbene, grandiose Maurice Maggi (Bild).

 

 

 

Text: Bärbel Stenberger Fotos: zVg.

 

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