
Freilandanbau von Tomaten
Für den Anbau von Tomaten scheuen viele Gärtnerinnen keine Mühe. Es wird ein Unterstand gebaut, die Nährstoffgaben werden minutiös geplant, Triebe werden ausgegeizt und Schachtelhalmbrühe kommt zum Einsatz. Unser Autor Otmar Halfmann findet jedoch: Schluss mit dem Hätscheln. Tomaten brauchen frische Luft! Ein Plädoyer für den Freilandanbau von Tomaten.
Seit 2016 pflanzen wir Tomaten aller möglichen Sorten in unserem Garten an. Bis zum erfolgreichen Freilandanbau von Tomaten sammelten wir viele Erfahrungen. Vor der ersten Anpflanzung kauften wir ein Tomatenhaus. Dessen Positionierung wählten wir mit Blick auf unsere Südwest-Hangexposition so, dass die Morgensonne in den geöffneten Teil und damit direkt in die Bepflanzung schien. In den Folgejahren beobachteten wir, dass die Pflanzen regelmässig – trotz des Tomatenhauses – von Krankheiten befallen wurden, obwohl besonders meine Frau um die tägliche Pflege und korrekte Bewässerung sehr besorgt war. Dabei mussten wir wider Erwarten jedes Jahr Schachtelhalmtee für die Bekämpfung irgendeines Krankheitsbefalls ausbringen.
Mikroplastik in der Nahrung
Ferner stellte ich schon nach 2 Jahren an der Abdeckfolie des Tomatenhauses Verwitterungsspuren fest, die zwangsläufig die Lichtdurchlässigkeit und somit auch die photosynthetische Effizienz der Sonnenbestrahlung beeinflussten. Ebenso gaben mir diese Verwitterungs- und Abriebanzeichen mit Blick auf die Absonderung von Mikro- bzw. Nanoplastik zu denken. Obwohl es wahrscheinlich noch Jahrzehnte dauern wird, bis wir keinen Kunststoff in unseren Gärten mehr einsetzen werden, ist es mein Verhaltensgrundsatz, hier, jetzt und heute mit Vermeidung oder zumindest Einschränkung voranzugehen. Denn mittlerweile ist erwiesen, dass die Mikro- bzw. Nanopartikel von den Pflanzen während ihres Wachstums absorbiert werden. Das heisst in der Konsequenz, dass sie auf unseren Tellern landen.
Robustere Pflanzen
So liessen wir ab der Saison 2021 das Tomatenzelt auf dem Estrich und pflanzten sowohl eigens gezogene als auch gekaufte Setzlinge auf einer ähnlich grossen Fläche – also ein paar m² – wie bisher an. Die Ernte fiel qualitativ und quantitativ in etwa so aus wie in den Vorjahren: kein durchschlagender Erfolg, aber uns blieb erstmals die Pflege mit Schachtelhalmbrühe erspart und das Giessen konnten wir deutlich reduzieren. Im Folgejahr 2022 verbesserte sich dann die Ernte, während die Gartensaison 2023 dank optimalem Wetter eine Rekordernte einbrachte. Dabei spielte wohl auch die Auswahl der Setzlinge eine Rolle: Wir achteten dieses Mal mehr auf die Schwächen und Stärken des jeweiligen Pflänzlings, die Sorte stellten wir in den Hintergrund. So erreichten wir in der Bepflanzung eine gute Durchmischung, indem wir kräftige Setzlinge zusammenstellten. Feststellen können wir nach den wenigen Jahren unseres Freilandversuchs, dass die weitverbreiteten Stabtomaten – nicht die Cherrys oder die Flaschentomaten – uns am wenigsten krankheitsanfällig erscheinen. Dies kann natürlich daran liegen, dass es ein riesiges Variantenspektrum bei dieser Gruppe gibt und damit die genetische Vielfalt stark ausgeprägt sein dürfte.
Grosser Abstand
Nachdem wir 2024 mit einem nassen Sommer und starkem Trieb- und Blattwuchs doch wieder anhaltenden Krankheitsbefall feststellen mussten, haben wir für 2025 entschieden, die Abstände zwischen den Pflanzen von bisher ca. 60 cm auf 80 cm zu vergrössern, um durch ausreichende Luftzirkulation ein möglichst erkrankungsfreies Pflanzenwachstum und eine analoge Fruchtreife zu fördern. Im vergangenen Jahr stellten wir immer wieder zu feuchte «Kammern» – also nicht optimale Mikroklimata – innerhalb der Anpflanzung fest.
Text & Foto Otmar Halfmann
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