Extravagante Balkonvitamine
Knackig frisch, ansprechend fürs Auge und den Gaumen würzig kitzelnd – der eigene Salat schmeckt einfach am besten. Für Töpfe und Hochbeete sind besonders attraktive Sorten gefragt.
Blattsalate eignen sich als Topfkulturen besonders gut: Sie kommen auch mit wenig Platz zurecht und belegen diesen nur für relativ kurze Zeit. Auf dem sonnigen Fensterbrett oder dem Südbalkon kann es jetzt schon genügend warm sein, um Salat zu ziehen. Ob in Kistchen, Trögen, Töpfen oder alternativen Pflanzgefässen wie einer ausgedienten Pfanne oder einem Jutesack – Blattgemüse gedeiht, wenn Erde, Wasser und Sonnenlicht vorhanden sind. Die wohl einfachste Variante ist, einen Sack Pflanzenerde mit einem Messer aufzuschlitzen und die Löcher mit Setzlingen oder einer Reihe Pflücksalat-Samen zu bestücken. Bereits nach vier bis sechs Wochen sind die Salate erntereif. Bei der Topfkultur sollte zuerst immer das Abzugsloch mit einer Tonscherbe bedeckt werden, erst danach mit Erde auffüllen. Auch eine Drainageschicht kann hilfreich sein, um die Giessmenge zu dosieren. Die Erde leicht andrücken und ein ebenes Saatbett schaffen, hilfreich ist dabei ein Holzbrett. Das Substrat mit einer feinen Wasserbrause übergiessen. Nun die Samen gleichmässig auf der Erde verteilen oder in einer Reihe (etwa bei Pflücksalat) aussäen. Nicht zu dicht säen, denn die Pflanzen brauchen Platz zum Wachsen. Dünn mit einer Schicht Aussaaterde bedecken und die Töpfe oder Kistchen an den vorbereiteten Platz stellen. Das Substrat regelmässig feucht halten, so sind bereits nach einer Woche die ersten Sprossen sichtbar. Buntblättrige Salatsorten erzeugen eine schöne Vielfalt, und auch alte, robuste Sorten und Wildarten sorgen für Abwechslung.
Blut-Ampfer (Rumex sanguineus)
Diese traditionsreiche Salatpflanze überzeugt durch ihre purpurrot geaderten Blätter. Sie ist anspruchslos und wächst mehrjährig am selben Standort. Als Lichtkeimer wird sie bei der Erstsaat im Februar/März nur mit wenig Erde bedeckt, sie mag allerdings regelmässige Giessgaben. Die jungen, würzigen Blätter werden in kleinen Mengen als Salatbeigabe, verarbeitet zu Pesto oder blanchiert als Gemüse verzehrt. Dazu die Blätter oft pflücken und die Blütentriebe abschneiden, so erfreut der Blut-Ampfer die ganze Saison.
Rande (Beta vulgaris var. vulgaris)
Junge, zarte Randenblätter sind ein gefragter Blattsalat: In der Gourmetküche kennt man sie unter dem englischen Begriff «Babyleafs». Die neue Sorte ‘Bull’s Blood’ bringt mit ihren dunkelroten Blättern zusätzlich Farbe ins Salatbouquet. Diese Randensorte wird von April bis September in dichten Reihen gesät und wie Schnittsalat von Mai bis Oktober geerntet. Sie eignet sich bestens für Töpfe oder fürs Hochbeet. Werden einzelne Pflänzchen zu gross, bilden sie später wie herkömmliche Randen eine Knolle und können im Herbst als Gemüse verzehrt werden.
Schnitt-Mangold (Beta vulgaris var. cicla)
Gelbes Grün komplettiert die Salatmischung – erst durch diese Farbbeigabe werden die anderen Grüntöne und Variationen sichtbar. Bekannt wurde die Sorte ‘Gelber Bündner’ vor allem durch die Bündner Nationalspeise «Capuns». Schnitt-Mangold von April bis Mitte Juli in Reihen von 20 bis 30 cm Abstand aussäen. Mangold liebt kompostreiche, eher schwere Böden. Die jungen Blätter werden als Salat verspeist, später können grossgewachsene Blätter als Krautstiel verwendet werden.
Rauke (Eruca)
Rucola gibt es in zwei bekannten Kreuzblütlerarten: die einjährige Öl-Rauke (E. sativa) mit cremefarbener Blüte und die Wilde Rauke (E. versicaria) mit gelben Blüten. Bei Letzterer lohnt sich eine frühe Saat, denn die ersten Blätter, die bereits nach wenigen Wochen in die Höhe schiessen, sind sehr zart. Wird Rucola fortlaufend als Pflücksalat gezupft, bleiben die Blüten aus und die Würzkraft in den Blättern bleibt erhalten. Besonders in Balkonkästen liegt der Erfolg der Rucola-Anzucht in der regelmässigen Ernte – dann profitiert man den ganzen Sommer über.
‘Roter Stern’ (Lactuca sativa var. angustana)
Diese alte, von Pro Specie Rara erhaltene Salatsorte bildet eine attraktive sternförmige Rosette. Grund genug, ihr einen Platz im Salatbeet einzuräumen. Der ‘Rote Stern’ kann bereits im März ausgesät werden und bildet schon bald die ihm eigenen lanzenspitzförmigen Blätter. Ob roh im Salat genossen oder später als Lattichgemüse gekocht – er überzeugt Auge und Gaumen gleichermassen.
Frühlings-Barbarakraut (Barbarea verna)
Ein weiterer Kreuzblütler, der mit schmackhaftem Frühlingsgrün begeistert, ist das Barbarakraut. Allerdings benötigt es einen mehrjährigen Anbau: In der ersten Wachstumsperiode bildet die Pflanze eine überwinternde Rosette und erst im folgenden Jahr die Blütenstängel. Die Pflanze bleibt bis zum Barbaratag am 4. Dezember grün und kann auch so lange geerntet werden. Besonders reich an Vitamin C sind die jungen Blätter im Frühjahr. Sie schmecken vorzüglich als Salatbeigabe oder als Brotbelag und sind geschmacklich mit Brunnenkresse vergleichbar.
Grosse Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Als bunte Salatgarnitur oder für den milden Pfeffergeschmack – Kapuzinerkresse gehört in jeden Topfgarten. Besonders in Mischkulturen ist sie eine gefragte Blattlausablenkung. Die Südamerikanerin spriesst allerdings erst ab Mitte Mai. Vorziehen lässt sie sich auf der Fensterbank im Haus. Dazu genügen zwei bis drei grosse Samen und ein Topf mit Erde. Die jungen Blätter verfügen über ein kresseartiges Aroma. Auch die leuchtenden Blüten und Samen können verzehrt werden und haben eine blutreinigende, entschlackende Wirkung.
Erdbeerspinat (Blitum virgatum)
Eine weitere, in der Schweiz heimische Salatpflanze ist der Erdbeerspinat: Das Ernten und Abzupfen der Blätter ist zwar zeitintensiv, lohnt sich aber alleweil. Die gezahnten Blätter können roh als Salat oder später wie Spinat zubereitet werden. In den Blattachsen der bis zu 60 cm hohen Pflanze bilden sich im Sommer dekorative, leuchtend rote, essbare Früchte. Erdbeerspinat wird von März bis Juli ausgesät.
Text & Bild: Ruth Schläppi
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