Ein Hauch von Süden im mediterranen Schattengarten
Auch in kahlen Innenhöfen lassen sich im Schatten lauschige Plätze gestalten. Mit etwas Geschick und der richtigen Pflanzenwahl gibt es sogar einen Hauch von Süden im mediterranen Schattengarten.
Wer einen lauschigen Schattengarten anlegen will, orientiert sich berechtigterweise oft an einer waldähnlichen Situation. Doch schöne Vorbilder für schattige Gärten sind nicht nur in der Natur zu finden. Zum Glück! Denn wer kann schon ein kleines Waldgebiet sein Eigen nennen? Eher hat man es mit einem Innenhof zu tun, mit viel Beton und noch mehr Schatten – umgeben von strenger Architektur und modernen Gebäuden. Doch selbst hier lässt sich ein Hauch von Süden mit einem mediterranen Schattengarten einbringen.
Klostergärten als Vorbild
Wer einen solchen Ort mit ungünstigen Lichtverhältnissen gestalten möchte, kann sich nämlich die bemerkenswerten Innenhöfe im Mittelmeerraum zum Vorbild nehmen. Ob die islamisch angehauchten Gärten Südspaniens oder die Gärten der Riads, der traditionellen Häuser von Marrakesch: Hier wird aufgrund der Hitze schon seit Jahrhunderten im Schatten gegärtnert. Auch Klostergärten oder die Innenhöfe italienischer Gärten können ein Vorbild sein. Die Pflanzenwahl ist harmonisch und schlicht, oftmals plätschert irgendwo ein Brunnen. Schöne Beispiele sind die Villa Cimbrone an der Amalfiküste oder die Villa San Michele auf Capri.
Wildes Dschungelfeeling
Einzelne Details lassen das Gärtnerherz höherschlagen: sei es durch die gekonnte Wahl spezieller Pflanzen und schöner Möbel oder Verzierungen an Mauern und Wegen. Solche Höfe fallen auch durch ihre Wohnlichkeit auf; da und dort gibt es gemütliche Sitzecken – herrliche Plätze zum Verweilen, Ausspannen und Tagträumen. Solch ein mediterraner Innenhof lässt sich in einfacher Form auch bei uns gestalten. Viele Grünpflanzen bringen sofort tropisches Flair in die Stadt, sei es die robuste Funkie (Hosta), der bedingt winterharte Baumfarn (Dicksonia antarctica) oder die nicht winterharten «Elefantenohren» (Alocasia und Colocasia). Auch die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) braucht – im Gegensatz zu anderen Palmen – keine Vollsonne und ist zudem im Winter dankbar für das Mikroklima im Innenhof, sodass sie kaum mehr Winterschutz benötigt.
Guter Winterschutz
Auch auf Bambus lässt sich zurückgreifen, hier gibt es sogar solche mit schwarzen und gelben Stängeln, die für etwas Farbe im dunklen Grün des urbanen Dschungels sorgen. Traditionell sind solche Innenhöfe symmetrisch und linear angelegt. Diese geradlinige Struktur – insbesondere der Wege – kann man belassen und die Strenge mit einer überschwänglichen Pflanzenpracht aufbrechen. Für das Dschungelfeeling sind Pflanzen mit grossen Blättern unabdingbar. Der Reispapierbaum (Tetrapanax papyrifer) oder das Mammutblatt (Gunnera manicata) sind hier zu nennen – beide benötigen jedoch einen guten Winterschutz. Für mediterranes Flair darf man Kamelien (Camellia japonica) nicht vergessen, die sich im Halbschatten äusserst wohl fühlen. Sie mögen hiesige Winter nicht besonders, einzelne Sorten tolerieren aber Minusgrade bis fast –15 ºC. Zu nennen sind die drei schönen Sorten ‘Black Lace’, ‘Elegans White’ und ‘Spring Festival’. Sie benötigen eine saure Pflanzenerde.
Heimische Begleiter
Einem exotischen Garten im Schatten steht also nichts im Wege – aber was ist mit Bienen und anderen Wildtieren? Bleiben sie auf der Strecke in diesem von Exoten dominierten Schattengarten? Im Gegenteil: Die einheimische Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) sieht mit ihren aparten Blüten und den geschlitzten Blättern wunderbar exotisch aus und zieht im Frühjahr viele Insekten an. Auch die bei uns heimische Kornelkirsche (Cornus mas) bietet im Frühjahr einen reich gedeckten Tisch für Bienen & Co. und passt mit ihren feinen gelben Blüten und den darauffolgenden roten Beeren gut in diese Pflanzung – beide Gewächse sind äusserst genügsam und vertragen auch Schatten. Bei einem solch verwunschenen und exotischen Rückzugsort wünscht sich kaum jemand mehr ein gewöhnliches Blumenbeet in voller Sonne.
Text & Foto: Thomas Jan Pressmann
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