Der Käfer mit dem «M»
Der Asiatische Marienkäfer ist gegenüber dem heimischen Siebenpunkt stark auf dem Vormarsch. Den robusten Käfer aus Fernost erkennt man an seinem typischen Halsschild.
Wer bei Blattlausbefall auf Insektizide verzichtet, kann beobachten, wie sich schon bald Marienkäfer, Florfliegenlarven und Schlupfwespen auf der befallenen Pflanze einfinden. Das natürliche Gleichgewicht im Garten stellt sich ganz von selbst wieder ein. Wer dabei noch zahlreiche Zweipunkt- (Adalia bipunctata) oder Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) sieht, der hat schon fast eine Seltenheit entdeckt. Denn oftmals ist es der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis), der sich an den Schädlingen gütlich tut.
Eingewanderte Neozoen
Der eingewanderte Käfer stammt aus Japan und China. Vorerst wurde er in den USA und später auch in Europa zur natürlichen Blattlausbekämpfung in Gewächshäusern eingesetzt. Das schien zu Beginn eine gute Idee zu sein, denn der Exot vertilgt noch mehr Schädlinge als unsere heimischen Marienkäfer. Unterdessen konkurrenziert der Käfer aus Fernost immer mehr unsere heimischen Marienkäfer. Der Asiatische Marienkäfer ist sehr robust und hat ein auffallend gutes Immunsystem. Doch dies allein konnte seine starke Ausbreitung nicht erklären. Es dauerte einige Zeit, bis die Wissenschaftler seiner raffinierten Biowaffe auf die Schliche kamen. Dazu muss man wissen, dass Marienkäferlarven nicht nur Blattläuse fressen. Sie verzehren sich auch anstandslos gegenseitig, falls nicht genug Schädlinge in der Nähe sind. Und dies ist der springende Punkt: Denn die Asiatischen Marienkäfer und ihre Larven beherbergen Sporen von winzigen Parasiten, die Pilzen ähneln. Diese dringen in die Zellen ihres Wirts ein und vermehren sich. Der Asiatische Marienkäfer kann diese Parasiten mit körpereigenen Mitteln in Schach halten. Erbeutet nun eine heimische Marienkäferlarve eine asiatische Larve, wird diese fast ausnahmslos zur Henkersmahlzeit.
Naturgärten schaffen Abhilfe
Insektizide sind grundsätzlich nicht zu empfehlen, auch weil der Asiatische Marienkäfer besonders robust ist und somit neben dem Lästling auch die heimischen Marienkäfer nicht verschont würden. «Einheimische Marienkäfer gezielt zu fördern, ist schwierig, da sie dieselben Nischen besetzen wie die asiatischen Käfer», erläutert Claudia Daniel, Themenleiterin für biologische Schädlingsregulierung vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) in Frick. «Ein vielfältiger Garten mit blühenden Wiesen, einheimischen Wildstauden und artenreichen Hecken bietet mehr Rückzugsnischen als ein aufgeräumter Garten mit Rasen und Kirschlorbeer. Je unaufgeräumter ein Garten ist, desto besser. Hohle Stängel von Stauden oder Wiesenblumen sowie morsche Äste dienen den Insekten als Winterversteck. Deshalb sollte das Verblühte erst nach Frühlingsbeginn abgeschnitten und entsorgt werden.»
Steckbrief
Der Asiatische Marienkäfer kommt in unterschiedlichen Farbvarianten vor. Er kann gelbliche, orangefarbene, rötliche, dunkelrote oder auch schwarze Flügeldecken aufweisen. Meist hat er 19 Punkte, seltener gar keine oder nur zwei Flecken. Am einfachsten lässt er sich vom heimischen Marienkäfer aufgrund seines charakteristischen Halsschilds unterscheiden, der mehr oder weniger deutlich die Form von einem schwarzen «M» zeigt.
Text: Alexandra v. Ascheraden Bild: zvg
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