Biologisch Gärtnern im Januar
Seit 25 Jahren bewirtschaftet die Biologin und Kräuterfachfrau Alexandra Milesi ihren 10 Are grossen Garten im St. Galler Rheintal. Heuer teilt sie ihr breites Fachwissen und ihre langjährige Erfahrung mit uns – und gibt praxisnahe Tipps zum biologisch Gärtnern im Januar.
Das Herzstück meines Gartens bildet der eingezäunte, knapp 100 m² grosse Gemüseteil, der der Selbstversorgung dient. Ihn vor vielen Jahren auf der grünen Wiese anzulegen, war eine wahre Herkulesaufgabe, denn der Boden war mit grossen Steinen durchsetzt. Aus diesen entstanden nach und nach verschiedene kleine Natursteinmauern, die das abschüssige Gelände sanft terrassieren. Auch heute noch kommen durch den Frosthub immer wieder grössere Steine an die Oberfläche. Dieser Gemüseteil mit seinen Beeten ist mit Kastanienholzstämmen horizontal unterteilt, die die leichte Hanglage zusätzlich ausgleichen.
Favoriten und kulinarische Enttäuschungen
Umgeben ist er von einem mit Hasendraht bespannten Naturzaun: Das vermeidet einen zu starken Schattenwurf auf die Beete und verleiht dem Grundstück eine aufgelockerte Optik. Ein 15 m² grosses Glasgewächshaus dient im Frühjahr der Setzlingsanzucht und beherbergt den Sommer über verschiedene Tomatenpflanzen. Wie wahrscheinlich bei allen langjährigen Gemüsegärtnerinnen haben sich auch bei mir mit den Jahren Gemüsesorten herauskristallisiert, die ich jedes Jahr anbaue und die sich bei unseren Boden- und Klimaverhältnissen immer wieder gut bewähren. Das tut der Experimentierfreude aber keinen Abbruch, und so teste ich jedes Jahr auch wieder neue Sorten – einige davon schaffen es auf die Liste meiner Favoriten, andere wiederum erweisen sich hingegen eher als kulinarische Enttäuschung.
Kräuterbeete, Bäume und Sträucher
Um den Gemüseteil herum entstanden über die Jahre hinweg immer mehr Kräuterbeete, auf denen ich jene Pflanzen pflege, die ich für meine Kurse und Workshops benötige. Diese Beete haben mittlerweile die Struktur eines kleinen Schaugartens, unterteilt in ein mediterranes, ein nordeuropäisches, ein asiatisches und ein amerikanisches Beet sowie eines mit Färberpflanzen. Den oberen Abschluss des Geländes bildet eine Wildobsthecke: Hier geben sich Kornelkirsche, Eberesche und Haselnusssträucher ein Stelldichein, unterpflanzt mit Himbeeren, Waldmeister und anderen schattenliebenden Kräutern.
Eingepackter Kohl
Auch bei der grössten Kälte steht der Lauch noch stramm in seinem Beet und versorgt uns den ganzen Winter hindurch mit vitaminhaltigem Gemüse. Feder- und Rosenkohl trotzen ebenfalls dem kalten Wetter. Beide Kohlsorten sind gut mit Vlies eingepackt; nicht etwa wegen der kalten Temperaturen, sondern wegen ungebetener Gäste. Unser Garten liegt nahe am Waldrand, und die lieben Rehlein haben schon vor einigen Jahren herausgefunden, dass sie sich hier im Winter mit leckerem Gemüse versorgen können. So kann den forschen Wiederkäuern in einer einzigen Nacht eine ganze Reihe Kohl zum Opfer fallen. Es ist tatsächlich Winterpause, und ich sehe mich gezwungen, die Füsse stillzuhalten und mich auf die Planung der kommenden Saison zu konzentrieren.
Text: Alexandra Milesi Foto: Envato
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